Zwei Jahre TRIXSTADT im Internet

Bericht und Bild Dieter Weißbach, historische Aufnahmen aus dem Bildarchiv der Eisenbahnstiftung


Bildschirmkopie der TRIXSTADT-Homepage vom Januar 2011


Zwei Jahre TRIXSTADT – zwei spannende Jahre beim Aufbau unserer Internetplattform

Am 27.01.2009 ging unsere Internetseite online, dies ist nun genau zwei Jahre her. Die Gründe, die zum Aufbau der TRIXSTADT-Seite führten, wurden bereits beim ersten TRIXSTADT-Geburtstag beschrieben. Wichtige Angebote sind die TRIXSTADT-Linkliste und der TRIXSTADT-Terminkalender. Beide sind die vollständigsten Informationsangebote, die es zum Thema TRIX EXPRESS im Internet gibt – weltweit. Seitdem geht es mit Volldampf weiter.

Eine schöne Aufgabe war die Vorbereitung, Begleitung und Berichterstattung von unserer großen und erfolgreichen Jubiläumsausstellung 75 Jahre TRIX EXPRESS, die im März 2010 in Berlin stattfand. Dies wäre ohne unsere Internetseite nicht möglich gewesen.

Gleichzeitig entstanden viele Artikel, in denen die historische Entwicklung der TRIX EXPRESS-Modellbahn nachgezeichnet und auch in Bezug zur Zeitgeschichte gesetzt wurde. Einige Artikel konnten sogar Zusammenhänge und Entwicklungen erstmals ausführlich aufzeigen.

Von der Thematik beschränken wir uns nicht auf TRIX EXPRESS allein, sondern sind offen auch für andere alte Modellbahnen.

In dieser Form soll es weitergehen.


Zum Geburtstag gibt es Geschenke

Ein ganz besonderes Geschenk hat uns die Eisenbahnstiftung Joachim Schmidt gemacht. Diese Stiftung hat sich die Aufgabe gestellt, historische Bildbestände und Bildersammlung zu sichern und für zukünftige Verwendungen anzubieten. Die Stiftung hat die Verwendungsrechte an den Bildern erworben und stellt gegen geringe Gebühren Abzüge zur Verfügung. Wir haben nun die Genehmigung erhalten, historische Aufnahmen aus dem Bildarchiv der Eisenbahnstiftung auf unserer Homepage kostenfrei verwenden zu dürfen, um damit unsere Berichte zu historischen Modelleisenbahnen um Bilder des Vorbildes zu ergänzen. Recht herzlichen Dank für dieses wunderbare Geschenk an die Eisenbahnstiftung.

Wer mehr über die Eisenbahnstiftung und das Bildarchiv erfahren möchte, kann sich auf der Internetseite www.eisenbahnstiftung.de informieren.


Zum zweiten TRIXSTADT-Geburtstag haben wir einige historischen Aufnahmen aus dem Bildarchiv der Eisenbahnstiftung ausgewählt, die die Fahrt der Schnellzüge vom Anhalter Bahnhof begleiten. Der Anhalter Bahnhof in Berlin, genauer gesagt das ehemalige Bahnbetriebswerk Bw Berlin Ahb, war der Ort an dem wir im März 2010 die große Jubiläumsausstellung 75 Jahre TRIX EXPRESS feiern konnten. Die Begründung für diese Beziehung lieferte TRIX im Jahr 1937, als auf dem Katalog und dem Handbuch 1:90 erstmals ein Bild der realen Eisenbahn auftauchte. Die bekannte Nachtaufnahme von Fritz Eschen zeigt eine Schnellzuglok der Baureihe 01 vor der großen Halle des Anhalter Bahnhofs.



[ Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung – 3590 – Nutzungsgenehmigung vom 14.12.2010 ]
Die fabrikneue 01 025 des Bw Erfurt P wartet im Vorfeld des Anhalter Bahnhofs in Berlin auf neue Aufgaben. (1928) Foto: RVM

Die 01 025 wurde 1927 von Henschel in Kassel gebaut und direkt dem Bw Erfurt P zugeteilt. Sie besitzt auf diesem Bild noch die kleinen Windleitbleche der ersten Lieferserien, aber interessanterweise das Dreilicht-Spitzensignal. Wenn man die Aufnahmen von Maschinen der BR 01 aus der Vorkriegszeit vergleicht, dann findet man auf den frühen Aufnahmen bis ca. 1932 fast ausschließlich das Dreilicht-Spitzensignal, während auf den späteren Jahren meist nur das vereinfachte Zweilicht-Spitzensignal zu sehen ist. Das dritte Spitzenlicht war ursprünglich zunächst auf Nebenbahnen mit unbeschrankten Bahnübergängen gefordert, um Züge eindeutig vom Straßenverkehr unterscheiden zu können. Vermutlich konnte deshalb bei den Schnellzuglokomotiven später auf das dritte Spitzenlicht verzichtet werden, weil sie nahezu ausschließlich auf Hauptbahnen eingesetzt werden.


[ Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung – 146 – Nutzungsgenehmigung vom 14.12.2010 ]
18 004 vor dem Dresdner Schnellzug in Berlin Anhalter Bahnhof. (1935) Foto: RVM

Von den sächsischen Schnellzuglokomotiven der Baureihe XVIII H (bei der Reichsbahn als BR 18.0 eingereiht) wurden in den Jahren 1917 und 1918 zehn Stück gebaut. Diese Dreizylindermaschinen waren in den 1920er und 1930er Jahren regelmäßig vor den Schnellzügen zwischen Dresden und Berlin Anhalter Bahnhof eingesetzt. Im Bild steht die 18 004 am Nachmittag auf dem Gleis 6.


[ Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung – 70 – Nutzungsgenehmigung vom 14.12.2010 ]
Befehlsstellwerk „Abf“ am Anhalter Bahnhof in Berlin. (1932) Foto: RVM

Dieser Blick führt vom Gelände des Anhalter Güterbahnhof unter der prunkvoll verzierten Hochbahnbrücke hindurch zur großen Fernbahnhalle. Das Stellwerk Abf wurde im Jahr 1927 vom Reichsbahnarchitekten Richard Brademann entworfen, der auch für viele andere Hochbauten der Berliner S-Bahn verantwortlich war. An dieser Stelle werden die vier Bahngleise über den Landwehrkanal geführt. Seit 1939 verläuft unter dem Landwehrkanal sogar der Tunnel der Nord-Süd-S-Bahn. Heute befindet sich in der Achse der ehemaligen Fernbahnbrücke eine Fußgängerbrücke.


[ Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung – 2513 – Nutzungsgenehmigung vom 14.12.2010 ]
Der Riviera-Express verlässt Berlin-Anhalter Bahnhof. (1931) Foto: RVM

Der Anhalter Bahnhof war vor dem Zweiten Weltkrieg der bedeutendste Berliner Fernbahnhof. Von hier aus fuhren die Züge in den Süden: auf der Dresdner Bahn nach Dresden, Prag und Wien; auf der Anhalter Bahn nacn Leipzig und Halle, Nürnberg, München, Stuttgart, Erfurt und Frankfurt. Kurswagen und besondere Fern- und Luxuszüge fuhren noch weiter.

Der im Bild gezeigte Riviera-Napoli-Express L20 fuhr erstmalig am 3. Januar 1931 von Berlin nach Neapel, mit Kurswagen nach Cannes sowie teilweise mit Schlafwagen nach Rapallo und Rom. Das Bild stammt von der Eröffnungsfahrt. Der Zug verkehrte dreimal pro Woche und fuhr am Anhalter Bahnhof um 12:53 Uhr ab. Er ist unter der Hochbahnbrücke hindurchgefahren, die Schnellzuglokomotive passiert bereits das auf der rechten Seite liegende Bahnbetriebswerk Bw Berlin Ahb. Der Zug besteht aus den eleganten blauen Wagen der CIWL – Compagnie Internationale des Wagons-Lits.

Blaue D-Zug-Wagen hatte auch TRIX EXPRESS im Programm und bot sie gleichberechtigt mit den D-Zug-Wagen in Reichsbahn- und Mitropa-Farben in den Katalogen an. TRIX nahm es damals inkauf, dass die blauen D-Zugwagen in Deutschland auf ein geteiltes Echo stießen und nicht selten als „Franzosenwagen“ abgelehnt wurden.


[ Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung – 3343 – Nutzungsgenehmigung vom 14.12.2010 ]
Demonstration des ersten Culemeyer-Straßenrollers in Berlin-Anhalter Güterbahnhof. (27.04.1933) Foto: RVM

Die Straßenroller durften aus Sicherheitsgründen im beladenen Zustand nur gezogen werden. Konstruktiv besaßen sie daher die Möglichkeit, die Kupplungsdeichsel an beiden Fahrzeugenden anzubringen. Zum Rangieren des Straßenfahrzeuges am Überladegleis wurden Seilzüge verwendet, welche von den Zugmaschinen über feste Umlenkrollen oder Poller gezogen wurden.

Der Blick geht vom Güterbahnhof über eine Wagenaufstellgleisgruppe und die Ferngleise zum Bahnbetriebswerk Bw Berlin Ahb. Dort befindet sich heute die Eisenbahnsammlung des Deutschen Technikmuseums. In der Bildmitte befindet sich der zweite Ringlokschuppen, indem wir im März 2010 anlässlich unserer Jubiläumsausstellung 75 Jahre TRIX EXPRESS die historischen Modellbahnanlagen aufbauen konnten.


[ Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung – 4099 – Nutzungsgenehmigung vom 14.12.2010 ]
Die beim Bw Berlin-Anhalter Bahnhof stationierte 01 117 vor einem Schnellzug bei Berlin-Lichterfelde Süd. (1935) Foto: RVM (Eschen)

Der Schnellzug mit der 01 117 verlässt hier das Berliner Stadtgebiet. Die Maschine wurde 1934 von Krupp gebaut und war vom Dezember 1934 bis Februar 1945 ununterbrochen im Bw Berlin Ahb stationiert.

42 Jahre später erlangte die mittlerweile in 01 516 umgebaute Maschine traurige Berühmheit durch den letzten in Deutschland verursachten Kesselzerknall in Bitterfeld am 27.11.1977. Auch dieser Zug sollte auf der Anhalter Bahn von Berlin nach Leipzig fahren.

Dies ist eine der wenigen Aufnahmen, auf denen der Name Eschen direkt vermerkt ist. Von Fritz Eschen stammen viele der bekannten historischen Eisenbahnaufnahmen, die z.B. auch im Reichsbahnkalender abgedruckt waren. Der aus einem jüdischen Elternhaus stammende Photograph Fritz Eschen wurde bereits Ende 1933 aus dem Reichsverband der Deutschen Presse ausgeschlossen; dies kam einem Berufsverbot gleich. Dennoch arbeitete er, zum Teil unter anderem Namen, weiter. Bei vielen Aufnahmen aus dem Bestand des Reichsverkehrsministerium (RVM) ist der Photograph nicht sofort erkennbar. Es wird eine interessante Aufgabe sein, mehr über die Photographen der Bilder zu erfahren.


[ Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung – 77 – Nutzungsgenehmigung vom 14.12.2010 ]
01 072 in Leipzig Hbf. (1937) Foto: RVM

Der Zug aus Berlin ist auf Gleis 6 des Leipziger Hauptbahnhofs angekommen und hat bereits eine neue Schnellzuglokomotive für die Weiterfahrt in Richtung Weißenfels – Erfurt – Frankfurt/Main bekommen. Es ist die 01 072 vom Bw Bebra, die im September 1928 von der AEG an die Reichsbahn ausgeliefert wurde.


[ Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung – 3954 – Nutzungsgenehmigung vom 14.12.2010 ]
01 012 – die erste Serienlok der Baureihe 01 – in Leipzig Hbf. (1936) Foto: Werner Hubert

Die Schnellzuglok hatte einen Zug von Berlin Anhalter Bahnhof nach Leipzig Hbf Gleis 6 gebracht, der entweder bereits mit neuer Lokomotive weitergefahren ist oder vom Bahnsteig in die Abstellgruppe abgezogen wurde. Die 01 012 rollte anschließend rückwärts (auf dem Bild an der Stellung des Steuerungsgestänges erkennbar) bis zur Signalbrücke vor und wartet nun darauf, ins Bahnbetriebswerk Bw Leipzig Hbf.-West fahren zu können.

01 012 gehörte von März 1928 bis Februar 1945 ununterbrochen zum Bestand des Bw Berlin Ahb, wie auch die meisten übrigen Maschinen der ersten Serienlieferung der BR 01. Die Schnellzuglok wurde ursprünglich mit kleinen Windleitblechen ausgeliefert, die später gegen eine größere Variante ausgetauscht wurden. Die Bleche der 01 012 weichen aber von der Regelvariante ab. Sie sind höher und besitzen außen im Bereich der beiden Knicke zusätzliche aufgesetzte Blechbänder. Außerdem sind am vorderen oberen Ende innen diagonal aufgesetze Blechbänder zu erkennen.

Das Signal auf der Signalbrücke ist ebenfalls bemerkenswert. In Ausfahrtrichtung ist hier ein dreiflügeliges Hauptsignal zu sehen, dass nach dem alten Signalbuch die Signalbegriffe HP0 (Halt) HP1 (Fahrt frei), HP2 (Fahrt frei mit Geschwindigkeitsbeschränkung) und HP3 (Fahrt frei mit Geschwindigkeitsbeschränkung wie bei Hp2, jedoch für einen anderen als den durch Hp2 gekennzeichneten Fahrweg) zeigen kann. Der Signalbegriff HP3 wurde 1953 abgeschafft. Weiterhin ist am Mast ein vierter Signalflügel angebracht, der die Einfahrt in das Ziel-Bahnsteiggleis freigibt.

Besonderer Dank gilt den Lesern des Historische Bahn-Forums auf Drehscheibe online, die zur Ergänzung der Beschreibung maßgeblich beigetragen haben.


Eisenbahnstiftung-20485-Leipzig-01-016

[ Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung – 20485 – Nutzungsgenehmigung vom 14.12.2010 ]
Die Erstanlieferung der 01 016 erfolgte zum Bw Berlin-Anhalter Bahnhof. Die Lok war als eine der letzten 01er der DDR-Reichsbahn bis 1977 beim Bw Dresden im Einsatz. Aufnahme im Bw Leipzig Hbf-West. (1930) Foto: Werner Hubert

Das Bw Leipzig Hbf-West war das Leipziger Wende-Bw der Berliner Schnellzuglokomotiven. Somit ist unsere gedankliche Fahrt von Berlin Anhalter Bahnhof nach Leipzig Hauptbahnhof abgeschlossen.

Die 01 auf dem Bild hat ihre Vorräte bereits wieder ergänzt und wird in Kürze auf die Drehscheibe rollen, um im Leipziger Hauptbahnhof den nächsten Schnellzug nach Berlin übernehmen können. 01 016 gehörte vom Februar 1928 bis März 1947 zum Bestand der Bw Berlin Ahb.


[ Bildquelle: Bildarchiv der Eisenbahnstiftung – 3848 – Nutzungsgenehmigung vom 14.12.2010 ]
01 097 verlässt vor Luxuszug L20 den Leipziger Hauptbahnhof. Links rangiert 80 012. Altmeister Bellingrodt stand neben Werner Hubert, nahm bei seiner Aufnahme die Rangierlok aber nicht mit ins Bild. (1936) Foto: Werner Hubert

Berliner Schnellzuglokomotiven fuhren jedoch auch über Leipzig hinaus. Hier ist nochmal der Riviera-Express auf der Weiterfahrt von Leipzig Hbf Gleis 6 in Richtung Süden zu sehen. Die Schnellzuglokomotive 01 097 war von April 1931 bis Januar 1939 im Bw Berlin Ahb stationiert. Peter Bauchwitz schreibt im Buch über den Anhalter Bahnhof – Entwicklung und Betrieb von Rainer Knothe zu den beachtlichen Laufleistungen: „Auch der Riviera-Express wurde auf der Strecke Leipzig Hbf bis Frankfurt/M eine Zeitlang mit Ahb-01’en bespannt, immerhin auch etwa 390 km“.

Auch in diesem Bild fallen die Signalbrücken am Bahnsteigende auf. Das Ausfahrsignal auf der rechten Signalbrücke über Gleis 6 zeigt HP1, der Zug kann von diesem Gleis ohne Geschwindigkeitsbeschränkung in Richtung Leipzig-Leutzsch (und weiter Richtung Weißenfels und Erfurt) ausfahren. Auf der linken Signalbrücke sind drei weitere Zielsignale erkennbar, die die Einfahrt in die Bahnsteiggleise freigeben können.

Ferner zeigt das Bild die Fahrleitungsmasten und -quertragwerke im Leipziger Hauptbahnhof. Er ist seit 1922 an das elektrische Streckennetz angeschlossen, zunächst mit den Strecken nach Bitterfeld und nach Halle.



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