Historische Modellbahnen Berlin 04.12.2011

Bericht Dieter Weißbach, Bilder Veronika Schweikert und Dieter Weißbach


Zweiter Advent 2011 in Berlin – diesen Anlass greift man gerne anlässlich der Ausstellung Historische Modellbahnen in der Lindenkirchengemeinde in Berlin-Wilmersdorf auf.


Unser Infostand war mit Gerhild und Veronika wieder perfekt besetzt. Beide sorgten dafür, dass auch Geld in die Kasse kam. Schließlich wollten wir uns angemessen bei der Kirchengemeinde bedanken, die uns den großen Saal zur Verfügung stellte. Nochmals vielen Dank dafür auch von dieser Stelle.


Zu Beginn des Rundgangs wurden die Besucher durch einen Vitrinenschrank überrascht.


Pennytoy und sehr kleine Bing-Züge aus der Zeit zwischen 1900 und 1914 waren in diesem Vitrinenschrank zu sehen und bezauberten die Betrachter.


Bing bot ab 1910 “Miniatur-Eisenbahnen ohne Uhrwerk” an. Im Bing-Katalog 1912 sind sie auf Seite 156 (bzw. Seite 168 des Reprints von Claude Jeanmaire, Archiv-Nr. 29, Gebrüder Bing – Spielzeug zur Vorkriegszeit 1912-1915) zu finden. Diese Baugröße (Sammler sprechen gelegentlich von Bing 000, wobei dies keine offizielle Bezeichnung ist) kann mit der heutigen Baugröße N verglichen werden, es gab allerdings keine Schienen. Somit wurde der Vorläufer der Spur N bereits vor über 100 Jahren vorgestellt.

Die Länge der Lokomotiven mit Tender beträgt rd. 12 cm, die der Wagen rd. 9 cm. Es gab eine englische 4-4-0 Schnellzuglokomotive mit dreiachsigem Tender (hier in grün und schwarz zu sehen) und vierachsige D-Zugwagen (hier in blau, grün und rot sowie in den GWR-Farben beige-braun). Der grüne Wagen ist als Packwagen gestaltet, der blaue und rote Wagen als viertüriger Abteilwagen. Bei den beige-braunen GWR-Wagen gibt es zwei Lithographie-Varianten.


Invicta und Vacminel: Tischbahn-Spezialitäten aus Spanien und Portugal von Manuel.


Die Pacific-Lokomotive der spanischen Firma INVICTA aus der Zeit um 1948/50 noch einmal aus der Nähe.


Diese eigenwillig aussehende Lokomotive von Manuel gehört zu der mysteriösen Höss-Bahn, die höchstwahrscheinlich in den Jahren 1947/48 entstand. Die Lokomotive fährt auf Märklin-Schienen, die mitgelieferten Schienen lassen sich mit Märklin-Schienen zusammenstecken. Viel mehr ist bislang noch nicht über den Hersteller und die Geschichte dieser sehr seltenen Bahn bekannt.


Viele Besucher haben es gar nicht gesehen, auf dem Tisch lagen noch weitere Wagen der Firma Höss.


Claudia stellte die kaum bekannte JEP Mignon Bahn vor, die in den Jahren 1924-1936 in Frankreich gebaut wurde.


Die JEP Mignon Bahn erinnert an die Bing Tischbahn, hat auch die gleiche Spurweite, ist aber als Hochbahn konstruiert. Die Lokomotiven und Wagen sind im Vergleich mit der Bing-Tischbahn aber etwas größer gebaut. Es gab neben der Dampflokomotive auch eine Elektrolokomotive und eine funktionsfähige Oberleitung.


Wagen und Zubehör in unterschiedlicher Ausführung wurden für die JEP Mignon Bahn angeboten.


Die Bing Uhrwerks-Tischbahn wurde von Patrick vorgestellt. Zur Ergänzung gab es Bahnhöfe und Zubehör von Bing und von Kibri.


Eine Bing Tischbahn Uhrwerkslok in Midland Lackierung (sie wurde beim Vorbild ab 1924 und etwas später auch bei Bing durch die LMS-Lackierung abgelöst) von Patrick zwischen Kibri Borken-Böschungen.


Patrick beim Aufziehen seiner Bing Tabletop Uhrwerklok: “winding up the clockwork”.


Anleihen bei AC/DC: hier wurde nicht die Hell Bell, sondern die Weihnachtsglocke vom Kibri-Kran 0/82/1 (frühe Version 1935/36) heruntergelassen.


Die Märklin-Anlage von Gert hatte die Jahre 1935-1936 als Schwerpunktthema, es waren aber auch noch einige neuere Stücke (vor allem rot-creme-farbene Triebwagen) zu sehen. Hier passiert der immer wieder schöne TWE 700 von 1936 den Kibri-Borken-Tunnel 0/44/7 von 1938.


Sehr gut kam der “Am Platz-Service” von Veronika an: Anselm und Manuel greifen gerne zu.


Der ET 800 (Einzeltriebwagen), eine besondere Schöpfung von Gert.


Auf der TRIX EXPRESS-Wechselstromanlage von Dieter übernahm die grüne Scheibenradlok 21/51 von Uwe K. für einige Runden den Flying Scotsman mit den Teakholzwagen. Ansonsten war die grüne LNER Pytchley auch in der Lindenkirchengemeinde vor diesem Zug kaum zu bremsen. An beiden Tagen (Samstag und Sonntag) hat sie erneut eine beachtliche Laufleistung von zusammen rd. 20 km erreicht. Beim Wechselstrombetrieb sollte man die Lokomotiven normalerweise immer im Blick behalten. Oft reicht eine kleine Kontaktunterbrechung aus, um den Umschalter auszulösen. Bei den englischen 4-4-0-Maschinen ist das anders: Einschalten, Losfahren und dann kann man problemlos weitergehen und andere Bahnen anschauen – diese Loks fahren einfach ohne Probleme.


Nahaufnahme der grünen TRIX EXPRESS Scheibenradlok 21/51 für den Export nach England.


Ein älterer Herr besuchte uns und zeigte einen Fahrregler für die TRIX EXPRESS Eisenbahn. Auf den ersten Blick sieht er aus wie der bekannte TRIX-Fahrregler 20/45, auf den zweiten Blick fallen die Gehäuseschrauben auf. Dieses Exemplar wurde 1951 von ihm als Elektromechaniker-Lehrling im zweiten Lehrjahr als Weihnachtsaufgabe berechnet, auf einer technischen Zeichnung entworfen und anschließend nachgebaut. Das war damals eine beachtliche Leistung und wurde mit einer Auszeichnung belohnt. Heute freuen wir uns, dass dieses Zeitdokument erhalten geblieben und nach genau 60 Jahren wieder aufgetaucht ist.


Das Innenleben des selbstgebauten Fahrreglers für TRIX EXPRESS aus dem Jahr 1951. TRIX EXPRESS hatte damals getrennte Transformatoren angeboten, die Fahrregler erhielten lediglich die ungefährliche Spannung von 14V.


Auch die TRIX EXPRESS-Fahrraddynamoanlage war wieder zur Freunde der Kinder im Einsatz. Hier erzeugt Eckhard Fahrstrom.


Der TRIX EXPRESS Adler ist auch in der ersten Ausführung (1962-1966) eigentlich nichts Besonderes, aber trotzdem schön anzusehen. An diesem Exemplar waren sogar noch alle Treppen der Wagen intakt. TRIX hatte die tiefgezogene Verpackung leider sehr eng bemessen. Ein kleiner Druck auf die Schachtel kann heute ausreichen, um die nach nunmehr 45 Jahren versprödeten Treppen brechen zu lassen.


Die prachtvolle Märklin HS 65/13021 (auch Stangen-HS genannt) mit braunem Gehäuse der Baujahre 1928-1930 auf der Spur 1 Tinplate-Anlage.


Ein prächtiger Kibri-Bahnhof ergänzte die Spur 1 Tinplate-Bahn.


Eine 2 B 1 Uhrwerkslok von Bing für die Spur 1.


Uwe C. zeigte die Fleischmann-H0-Bahn.


Lokomotiven von Fleischmann


Originalkartons mit Fahrzeugen und Zubehör von Fleischmann und ein amtlicher Flaschenöffner.


Guido B. und Gerd A. vor der TRIX EXPRESS-Wechselstromanlage im Stil des Jahres 1937.


Der Abstellbahnhof von Guidos TRIX EXPRESS-Wechselstromanlage.


Joachim hatte das Thema Kaufhausbahnen am Beispiel der Firma HWN – Heinrich Wimmer Nürnberg ausgewählt. Die Fahrzeuge fahren auf H0-Schienen, entsprechen aber von der Gehäusegröße eher der Baugröße TT.


Unter der Marke Distlertoy aus Belgien wurde ein Teil der Distler-Produktion fortgesetzt. Im Bild ein elektrischer Schienenbus oder ein Straßenbahnzug ?


Unsere Freunde aus Österreich präsentierten Fahrzeuge und Zubehör der Firma Kleinbahn.


Florian, das selige Modellbahnlächeln und seine beiden Bahnen der frühen Nachkriegsjahre: die Mignon 10mm-Bahn von Staiger und die Präzix 12mm-Bahn von Löhmann.


Das Getriebe der Löhmann-Lok erinnert an ein Uhrwerk.


Lutz und Gerhart hatten das Thema Schicht ausgewählt, Fahrzeuge aus den ersten Jahren dieser Dresdner Marke garniert mit Bahnhöfen, anderen Gebäuden und Zubehör zeitgenössischer DDR-Hersteller.


Zwei Pacific-Lokomotiven aus der Zeit um 1948/1950: die in Sammlerkreisen gesuchte Blech-SCHICHT 03 ist das Spitzenprodukt dieser Marke. Beide Exemplare laufen einwandfrei, nachdem sie im AW Eichenau eine Hauptuntersuchung erhielten.


Größenvergleich von drei Pacific-Lokomotiven für die 00-Tischbahn, von links: TRIX EXPRESS 20/57 von 1937, Blech-SCHICHT 03 von 1948/1950 und INVICTA Pacific ebenfalls von 1948/1950. Hat jemand einen Hinweis, wer dieses Dreileitergleis hergestellt hat ?


Uwe V. zeigte Spur 0-Bahnen von Karl Liebmann und Zeuke.


Zum Abschluss kamen die Aussteller für ein Gruppenbild zusammen. Leider war unsere Kamera etwas überfordert. Beim nächsten Mal wird eine Kamera mit stärkerem Blitz dafür bereitgehalten.


Nächtes Mal – das ist eine gute Überleitung in die Zukunft. Diese Ausstellung “Historische Modellbahnen 2011” in der Lindenkirchengemeinde hat gezeigt, dass es in Berlin großes Interesse an derartigen Ausstellungen gibt und dass auch viele Freunde alter Modellbahnen gerne bereit sind, ihre Sammelstücke zu präsentieren. Wir danken allen Ausstellern, die zum Erfolg dieses Treffens beigetragen haben. Wir werden im nächsten Jahr 2012 (vorraussichtlich am 2. oder 9. Dezember) wieder eine ähnliche Veranstaltung organisieren und freuen uns bereits jetzt darauf.


Viele weitere Bilder gibt es in einem weiteren Bildbericht


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