Herr – Bulli-Lok

von Uwe Petzold



Zu den bekanntesten Lokomotiven von Herr gehört, neben der Loki und der Gützold-Dampflok, die Bulli-Lok. Sie wurde ca. 1949 auf den Markt gebracht.

Als Material kam hauptsächlich Zinkdruckguss zum Einsatz. Bei der damaligen Materialknappheit wurden die Legierungen nicht ordnungsgemäß hergestellt. Zum Ärger der heutigen Sammler hat die Zinkpest schon die meisten Modelle zerstört.

Auch Fahrwerke aus Messingguss sind bekannt. Später wurden die Gehäuse aus Kunststoff hergestellt. Meistens haben die Gehäuse Ausbrüche an den Schraublöchern. Diese entstehen bei aufgesetzten Gehäusen durch Zinkpest, da das Fahrwerk dabei größer wird. Darum empfiehlt es sich, die Gehäuseschrauben wegzulassen. Das gilt für alle zinkpestgefährdeten Modelle, wie die MEB E 18 oder die Reppin-Lokomotiven.

Die Bulli-Lok bekam ihren Namen wohl von der Schöneweider Industriebahn. Die heißt im Volksmund Bullenbahn, da anfangs Ochsen als Zugmittel eingesetzt wurden. Die Bulli-Bahn gab es als Komplettpaket mit Güterzug oder Personenzug. Die Lok wurde im 3-Leiter Wechselstrom – Betrieb mit Handumschaltung eingesetzt. Der Motor stammte von Beyco, er kam anfangs auch in der S-Bahn von Herr zum Einsatz, nur in einer schmaleren Variante.

Dazu gab es Rusto Schienen mit Blechböschung ähnlich den Märklin-Gleisen. Später fertigte Herr sein Primus 3-Leiter Gleis auf Blechschwellen. Diese Gleise waren braun gefärbt und sahen, bis auf den Mitteleiter, modellgemäß aus.


Auszug aus dem Herr-Bulli-Katalog von 1951, Seiten 12 und 13


Bedienungsanleitung Bulli-Lok


Im Jahr 1953 erschien dann die LAG 5 (E 69 05) als Nachfolger der Bulli-Lok. Die Lok entstand in Zusammenarbeit mit Hels (Kunststoffteile) und Ehlke (Motor). Die Lok war für das Dreischienen-Gleichstrom-System konzipiert. Die Lok hatte einen Selen-Gleichrichter und die Herr-Rollen, später Herr-Schleifschuhe für die Stromzuführung vom Mittelleiter. Als Besonderheit wurden die Stirnlampen über Lichtleiter beleuchtet. Dies war für die damalige Zeit schon revolutionär. Da diese Variante der E 69 nicht so verbreitet ist, kann die Herstellung nicht lange oder nur in geringen Stückzahlen erfolgt sein.


Auszug aus dem VH Spielwaren-Katalog 1953/54, Seite 104
der Deutschen Handelszentrale Kulturwaren


Herr E69 (LAG 5) von 1953/54


Herr Startpackung mit Güterzug und E 69


Die Werkzeuge für die E 69 muss Piko wohl übernommen und in abgeänderter Form für seine Spielzeuglok mit Gummiantrieb (ca. 1960) verwendet haben. Bemerkenswerterweise ist diese Spielzeuglok von Piko bis zum Schluss hergestellt worden.





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