Bericht und Bilder Dieter Weißbach
Auch unser 36. Stammtisch fand im kleinen Gemeindesaal der Lindenkirche in Berlin-Wilmersdorf statt. Erneut gilt Florian und der Gemeinde unser Dank für die Bereitstellung des Raumes und die Kaffeebewirtung.
Nachdem sich das letzte Stammtischthema mit den „Gedeckten Güterwagen der Regelbauart“ etwas umfangreicher zu einem regelrechten Rundumschlag entwickelte, sollte es diesmal überschaubarer sein. Deshalb wurde das zunächst angedachte Thema „Kesselwagen, Tanklager und Hydrierwerke“ auf den Stammtisch am 17.05.2014 verschoben, da diese Thema ebenfalls eine Fülle an Material verspricht.
An diesem Stammtisch stand nun der „Gedeckte Großraumgüterwagen des Gattungsbezirks Bromberg“ im Mittelpunkt.
Doch vorab gab es natürlich auch wieder einige Überraschungen zu bewundern.
Ein herrliches Stück Altmetall ist diese Spur 1 Lokomotive S 64 / 13021 von Märklin, die den Beinamen „Gotthard-Lok“ besitzt. Der rote Pfeil an der Seite verrät, dass diese Lok bereits für 20 V Spannung ausgelegt ist. Diese Lokomotive besitzt etwas in die Stirnseite versenkte Lampenfassungen, dies deutet auf eine spätere Version mit einem Baujahr ab 1930 hin.
Die Aufnahme von der Seite zeigt deutlich die Achsfolge Bo‘ Bo‘ der S 64 / 13021. Neben dieser Drehgestell-Bauform produzierte Märklin weitere Varianten der „Gotthard-Lokomotive“.
Zum Vergleich: Die Märklin HS 65/13021 (auch Stangen-HS genannt) mit der Achsfolge 2′ C 1′ der Baujahre 1928-1930 auf unserer Spur 1 Tinplate-Anlage im Gemeindesaal der Lindenkirchengemeinde (Weihnachtsausstellung 04.12.2011).
Die Rückseite der S64 / 13021 mit dem Umschalthebel und den Steckkontakten für die Wagenbeleuchtung.
Die Lokomotiven der Gotthardbahn waren in den 1920er und 1930er Jahren der Inbegriff für leistungsfähige Elektrolokomotiven. Diese wichtige Schweizer Eisenbahnverbindung quert seit 1882 die Alpen und war bereits 1922 durchgehend elektrifiziert. Sie stellt die Verbindung im Korridor Basel / Zürich – Luzern – Lugano – Mailand her. Die Elektrifizierung war notwendig, um die langen Tunnelabschnitte ohne Rauchentwicklung befahren und die schweren Züge auf den Steigungsstrecken ziehen zu können. Der Gotthardtunnel zwischen Göschenen und Airolo gehört mit rd. 15.000 m Länge zu den längsten Eisenbahntunneln.
Noch ein Blick auf die Rückseite der S64 / 13021.
Auf der Stammtischanlage fuhr ein kleiner Kesselwagenzug mit Leuna-Wagen (Deutsches synthetisches Benzin), geführt von einer bislang unbekannten Scheibenradlokomotive. Hier sehen wir ihn vor dem Gasolin-Tanklager. Deutschen Chemikern gelang es in den 1930er Jahren, aus Stein- und Braunkohle durch Hydrierwerke Flugzeugbenzin herzustellen. Wie auf dem Bild zu sehen ist, hat unser Gasolin-Tanklager Zuwachs bekommen, um ein weiteres wichtiges Produkt der chemischen Industrie aufzunehmen.
[ Bildquelle: Eckhard ]
Im Vorgriff auf unseren nächsten Stammtisch wollen wir schon mal
eine kleine Übersicht der TRIX EXPRESS Kesselwagen zeigen.
- In der Mitte der TRIX EXPRESS Shell Kesselwagen 20/68, gebaut 1935 bis 1940, hier die Ausführung 1939/40.
- Rechts der rote TRIX TWIN Kesselwagen mit Aufdruck Shell Lubrication Oil.
- Zwei Nachkriegsvarianten des TRIX EXPRESS Shell Kesselwagen 20/78 Sh, mit unterschiedlichen Farbtönen, Beschriftungen und Shell-Muscheln.
- Rechts der vierachsige TRIX EXPRESS Shell Kesselwagen 20/92 S (erstes Baujahr 1950) bzw. ab 1959 Kat.-Nr. 496 in einer späteren Ausführung (heller Gelbton).
- Links der zweiachsige TRIX EXPRESS Kesselwagen 427, gebaut ab 1959.
- Dieser Shell-Kesselwagen wurde nicht von TRIX EXPRESS produziert, sondern von der Firma Beckh. Die zierliche automatische Kupplung ist typisch für die späteren Produkte dieses Herstellers.
Nun nähert sich ein Schnellgüterzug mit vierachsigen Güterwagen, geführt von der 2 C 1 Schnellzuglokomotive TRIX EXPRESS 757, gebaut ab 1953.
Bei den ersten beiden Wagen handelt es sich um Modelle des Gedeckten Großraumgüterwagen des Gattungsbezirks Bromberg. TRIX EXPRESS stellte diesen Wagen als Super-Modellgüterwagen erstmals 1950 unter der Katalognummer 20/91 vor.
Der TRIX EXPRESS Großraumgüterwagen 20/91 von der Seite. Der Wagen besitzt eine LüP (Länge über Puffer) von 200 mm und ist damit exakt maßstäblich, bezogen auf den damals geltenden Maßstab 1:90.
Der vierachsige TRIX EXPRESS Schienentransportwagen 20/90 (Gattungsbezirk Köln) wurde ebenfalls als Super-Modellgüterwagen 1950 erstmals vorgestellt. Wenn man den Wagenkasten des Großraumgüterwagen Bromberg abschraubt, kommt die Ladefläche des Schienentransportwagens 20/90 zum Vorschein.
Zu den TRIX EXPRESS Super-Modellgüterwagen von 1950 gehörten auch vierachsige Einheits-Leichtkesselwagen in zunächst fünf Varianten. Im Bild der TRIX EXPRESS 20/92 A („silberer Aral“) sowie angeschnitten der 20/92 BP.
Der TRIX EXPRESS Bromberg zeigt häufig weiße Ausblühungen, wie auf diesem Bild zu sehen. Dabei handelt es sich nicht um Zinkpest, sondern um Korrosionserscheinungen der Magnesium-haltigen Aluminium-Legierung.
Seitenaufnahme des TRIX EXPRESS Bromberg mit den weißen Ausblühungen. Die Spritzgussteile sind nicht von der Zerstörung bedroht. Bei vorsichtiger Behandlung mit einem Kontaktpflegemittel, z.B. „Kontakt 60“, können die Ausblühungen weitgehend entfernt werden. Es besteht die Chance, dass die originale Lackierung zu großen Teilen erhalten bleibt. Eine Gewährleistung für diesen Restaurationsvorschlag wird ausdrücklich nicht gegeben.
Wer sich mit den Gedeckten Güterwagen der Regelbauart intensiver beschäftigen will, dem sei das Standardwerk von Stefan Carstens und Rudolf Ossig empfohlen.
Rechts neben dem „Carstens“ sind die wichtigsten Varianten des TRIX EXPRESS Großraumgüterwagen Bromberg zum Vergleich zu sehen. Die frühen Varianten von 1950 – 1957 wiegen nur ca. 106 g, die späteren von 1960 und 1961 ca. 170 g. Die Ursache ist eine veränderte Aluminiumlegierung. Die späteren Varianten besitzen zudem einen Fischbauchträger, den der Schienentransportwagen Köln bereits ab 1950 erhielt. Außerdem ist bei den späteren Varianten der Längsträger schwarz abgesetzt, dies ist aber auch beim „leichten“ Gehäuse ohne Fischbauchträger zu finden. Die frühen Varianten besitzen grundsätzliche mehrteilige geschraubte Drehgestelle, bei den allerletzten Varianten sind vereinzelt Drehgestelle mit einem einteiligen Spritzgussrahmen und einer Blecheinlage zu finden.
Ein Blick auf die Doppelseite 96/97 des „Carstens“ mit dem GGths Bromberg, großzügig belegt mit den TRIX EXPRESS-Modellen von 1950 – 1961 (unverbindlicher Serviervorschlag).
TRIX EXPRESS 20/91 Großraumgüterwagen Bromberg:
– frühe Ausführung mit mattbrauner Lackierung, Längsträger in Wagenkastenfarbe, kein Fischbauchträger. Es gibt sehr unterschiedliche Brauntöne.
TRIX EXPRESS 20/91 Großraumgüterwagen Bromberg:
– späte Ausführung mit seidenglänzender brauner Lackierung, Längsträger schwarz abgesetzt, Fischbauchträger.
TRIX EXPRESS 485 Großraumgüterwagen Bromberg weiß:
– späte Ausführung mit seidenglänzender weißer Lackierung, Längsträger schwarz abgesetzt, Fischbauchträger (gebaut 1960 und 1961).
Diese Variante ist relativ selten und dementsprechend tauchen häufiger Nachlackierungen auf. Es empfiehlt sich, beim Erwerb dieser Variante einen erfahrenen Sammlerfreund zu Rate zu ziehen.
TRIX EXPRESS 485 Großraumgüterwagen Bromberg weiß von der Seite.
TRIX EXPRESS 20/90 Schienentransportwagen Köln
TRIX EXPRESS 20/92 A Einheitsleichtkesselwagen Aral („silberner Aral“)
TRIX EXPRESS 20/92 BP Einheitsleichtkesselwagen BP
Ein Bild für TRIX EXPRESS-Enthusiasten: Eine Scheibenradlokomotive zieht zwei „weiße Brombergs“ über die Stammtischanlage.
Noch ein Großraumgüterwagen Bromberg, aber diesmal nicht von TRIX EXPRESS. Dieses Modell ist einige Jährchen jünger und stammt von Roco.
Der direkte Vergleich der beiden Bromberg-Varianten:
- Oben das Roco-Modell von 197x mit einer LüP von 205 mm (Maßstab 1:87)
- Unten das TRIX EXPRESS von 1950 (Ausführung ca. 1957) mit mit einer LüP von 200 mm (Maßstab 1:90)
Bromberg-Parade im Bahnhof TRIXSTADT-SÜD (1)
Bromberg-Parade im Bahnhof TRIXSTADT-SÜD (2)
Bromberg-Parade im Bahnhof TRIXSTADT-SÜD (3)
Die Kamera nimmt die TRIX EXPRESS 757 ins Visier. Was ist hier hervorzuheben ?
Die TRIX EXPRESS 757 besitzt ein kleines, aber nicht unwichtiges Detail: Unmittelbar vor dem Führerhaus ist eine kleine Öffnung zu sehen, mit der das obere Zwischenzahnrad geölt werden kann. Diese Öffnung findet sich auch auf den Lokgehäuse der 20/57, 20/59 und 20/61. Dabei ist anzumerken, dass sich während der Produktionszeit dieses Gehäuses von 1937 bis 1955 einige Veränderungen feststellen lassen. Am deutlichsten ist die Umstellung von einer beleuchteten Stirnlampe bei der 20/57 und 20/59 zu zwei beleuchteten Stirnlampen bei der 20/61 und 757.
Als Nachtrag folgen einige Bilder, die sich mit der Frage der „Maßstäblichkeit“ des Seiffener Miniaturzeugs auseinandersetzen. Wir als TRIX EXPRESS- und Tischbahnfreunde stellen gerne die Holzfiguren, Pferdegespanne und Autos aus dem Erzgebirge auf unsere Bahnen. Diese Figuren und Fahrzeuge passen von der Gestaltung und Größe sehr gut dazu.
Im Buch „Seiffener Miniaturspielzeug“ von Walter Neumann, erschienen 1999, gibt es dazu auf Seite 9 einen interessanten Abschnitt zum Thema Größe von Figuren und Kleinzubehör:
„… hatten sich doch die Spezialfirmen für Zinnfiguren, Heinrichsen und Allgeyer in Nürnberg,
für ihre Erzeugnisse von Zinnsoldaten auf eine gleiche Höhe geeinigt, die sogenannte
„Nürnberger Größe“, die für die Figur eines erwachsenen Mannes 33 mm betrug. Diesem
Grundmaß wurden jetzt auch in Seiffen alle anderen Gegenstände und Figuren angepasst.“
Die Übernahme der einheitlichen Figurengröße durch die Seiffener Hersteller wird auf die Zeit um 1905 datiert. Durch die Einigung auf einheitliche Größen konnten sie dem Verkauf ihrer Produkte einen neuen
Auftrieb verschaffen. Nun passten alle Produkte zusammen. Gleichzeitig konnten durch die Miniaturisierung die Materialkosten für das immer teurer werdende Holz gesenkt werden, da nur noch
kleinere Holzmengen benötigt wurden.
Streng genommen dürften die Figuren beim Maßstab 1:90 eine Höhe von nur 20 mm haben (Körperhöhe 1,80 m angenommen). Dennoch passen die Holzfiguren mit einer Höhe von rd. 33 mm noch ganz gut zur Tischbahn.
Ein kleiner Holz-Lastwagen aus dem Erzgebirge und zwei Holzfiguren, hier mit einer Höhe von rd. 35 mm.
Die beiden Holzfiguren vor einem kleinen Kiosk (nach einem Kibri-Bahnsteig-Kiosk von einem wohlbekannten Künstler nachgebaut), Dachhöhe rd. 40 mm.
Die beiden Holzfiguren vor dem Zeitungskiosk (TRIX EXPRESS 20/306 bzw. Kibri 0/60/3, gebaut 1938 – 1940). Die Dachhöhe über Sockel beträgt 48 mm.
Die beiden Holzfiguren vor zwei Kibri-Kleingebäuden (eintüriges Toilettenhäuschen Kibri 0/58/1, gebaut 1949-1953, Richtungsanzeiger Kibri 0/59/2, gebaut 1939). Die Dachhöhen betragen 58 und 55 mm, allerdings inkl. Sockel mit 5 und 8 mm Höhe.
Die beiden Holzfiguren vor einem Toilettenhäuschen aus der Erzgebirge Nachkriegsproduktion.
Zum Abschluss ist ein aktueller Posteingang zu vermelden: eine bislang unbekannte Minol-Tankstelle aus Holz. Hier wird die Tankstelle mit dem Minol Kraftstoff VK 94 „Extra“ versorgt …
… und hier ist bereits eine Zinkdruckguss-Limousine beim Tanken des etwas besseren Kraftstoffes zu sehen.
Die Inszenierung geht auch in Plaste (wenn auch nicht so gern): EMW 340 von Herr und Mercedes 260 D von Wiking beim friedlichen Tanken.
Diese MINOL-Tankstelle in kombinierter Papp- und Plastikausführung von H. Auhagen KG, Marienberg, entstand nach dem Vorbild der Tankstellen-Entwürfe aus den 1930er Jahren. Leider fehlt hier auf dem Dach das gelbe T im roten Ring.
Bereits in reiner Plastikausführung wurde das Folgemodell, inzwischen unter der Firmierung Mamos (VEB Modellspielwaren Marienberg), produziert. Die Zapfsäulen sind nur noch einfarbig. Auch hier fehlt das gelbe T im roten Ring. Wer kann helfen, welchen Außendurchmesser hat der Ring (um das T aus Draht nachlöten zu können) ?
Nachtrag Juni 2014: Inzwischen wurde ermittelt, dass der Ring einen Außendurchmesser von 22 mm und eine Materialstärke von 1,7 mm haben muss. Kupferdraht eignet sich sehr gut dafür.
Als Zwischenergebnis kann dieses kleine MINOL-Stillleben gezeigt werden, dass noch mit einem Fachbuch zur Planung und zum Betrieb von Tanklagern ergänzt wurde. Außerdem hat sich hier ein Tankwagen aus dem NSW eingeschlichen.
Ein weiterer Nachtrag Ende Juni 2014: Hochbetrieb an der MINOL-Tankstelle, es gibt wieder Benzin! Gleich drei MINOL-Tankwagen sorgen für Nachschub (vielen Dank an einen Sammlerfreund für die Einordnung der Tankwagen):
- links MINOL-Tankwagen von Weber, vermutlich Dietmar Weber, der Tankwagen wurde sehr lange gebaut und hier bereits mehrfach gezeigt
- Mitte MINOL-Tankwagen von Alfred Harzer, 1950er Jahre bis ca. 1958, die Firma existierte bereits vor dem Krieg
- rechts MINOL-Tankwagen von Rudolf Glöckner, 1950er Jahre, wurde länger gebaut
Das war es dann schon wieder, beim nächsten Stammtisch am Samstag 17.05.2014 in der Gustav-Heinemann-Oberschule nehmen wir uns dann wirklich das Thema Kesselwagen, Tanklager, Tankstellen und Hydrierwerke vor. Gert will als angekündigte Überraschung das Thema Figuren vorbereiten.
Nachtrag: Das LEUNA-Tanklager wird stetig ausgebaut.
Nachtrag 2: Der Ausbau des LEUNA-Tanklagers und des Kesselwagenbestandes läüft planmäßig weiter.
Nachtrag 3: Neben den Tanks der 300 m3-Klasse werden auch 800 m3-Tanks bereitgestellt. Ein richtiges Hydrierwerk braucht auch einen Kühlturm, inspiriert von der TRIX EXPRESS-Messeanlage 1952. Hier ist bereits der Rohbau zu sehen.
Nachtrag 4 (vom 21.06.2014): Inzwischen hat der hölzerne Kühlturm einen Teil des Fachwerkgerüstes bekommen. Dankenswerterweise hat mir ein Stammtischfreund die Blechbänder ausgeschnitten. Gibt es eigentlich heutzutage irgendwo eine Bezugsquelle für 5 mm breite Blechstreifen ?
Nachtrag 5 (vom 04.07.2014): Die Frage nach der Bezugsquelle hat sich geklärt, der Stammtischfreund liefert weitere Blechstreifen, sogar abgekantete Bleche für die Ecken. Vielen Dank nochmal an Gert.
Nachtrag 6 (vom 17.08.2014): Inzwischen hat der Kühlturm auch das bislang fehlende Wasserbecken bekommen. Das Bild zeigt die Erweiterung der Stammtischanlage mit dem neuen Kohlenlager.
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