Noch ein spontaner Gartenstammtisch 18.08.2012

Bericht und Bilder Dieter Weißbach


Erfreulicherweise kündigten die Wetterprognosen für den 18./19.08.2012 ein besonders warmes und sonniges Wochenende an. Wir konnten also noch einen weiteren spontanen Gartenstammtisch abhalten. Das Bild zeigt bereits drei TRIX EXPRESS 2 C 1-Schnellzuglokomotiven, auf die später noch eingegangen wird. Dahinter ist aber ein großes grünes Unikum zu erkennen, welches zunächst betrachtet werden soll.


Lutz bekam mit einer Sammlung alter DDR-Fahrzeuge diese selbstgebaute Diesellokomotive. Der Größenvergleich mit dem TRIX-Trafo 745 zeigt die ungewöhnlichen Dimensionen. Was mag das sein? Eine Diesellok für die Spur 0m ? Zumindest fährt sie auf den TRIX EXPRESS Dreileitergleisen, kann die Fahrtrichtung wechseln und hat sogar an beiden Führerständen Spitzenbeleuchtung.


Als Hersteller hat der Erbauer AEG angegeben, die Lok scheint im Bestand der Deutschen Reichsbahn zu sein.


Uwe brachte eine grüne Uhrwerkslok von Fleischmann mit.


Zur Uhrwerkslok konnte Uwe auch noch den komplett gefüllen Originalkarton vorstellen.


Nachdem die Grillwürste verzehrt und schon einige Weißbiere getrunken waren, wurde es auch schon wieder recht schnell dunkel. Man merkt inzwischen, dass es schon wieder auf den Herbst zugeht. Über die TRIX-Pacifics wollten wir ja auch noch berichten …


Nachschub für weitere TRIX-EXPRESS-Fasswagen ist inzwischen auch eingetroffen …


… und ein anderer Fasswagen wurde von einem eigenartigen Triebwagen befördert (am Dach, an der Kupplung und am Wagenkasten muss allerdings noch etwas gemacht werden).


Lutz brachte ein ungemarktes Trafohäuschen mit, vermutlich von Bing oder Bub und ohne Innereien. Da der Kabeldurchlass für das Netzkabel fehlte, könnte es sich um ein Batteriehäuschen gehandelt haben.


Der Haus- und Hofkater Felix bekam nichts von den Grillwürsten ab, er musste sich sein Abendessen selber besorgen.


Aus England kamen alte Signale nach Deutschland, sie sind aber eher für die Spur 0 geeignet.


Nun werden aber wirklich die drei TRIX EXPRESS 2 C 1-Schnellzuglokomotiven genauer vorgestellt.
Zunächst sehen wir die TRIX EXPRESS 20/57 von 1937, die erste Pacific-Lokomotive für die Tischbahn. Sie bekam eine Frontbeleuchtung, allerdings nur in der oberen Lampe. Dies brachte ihr den Spitznamen Zyklopenauge ein. Sie wurde bis 1940 produziert. Vielen Dank an Robert, der diese Lok und drei passende Schnellzugwagen nach Berlin brachte, aber leider nicht bei unserem Stammtisch dabei sein konnte.


Als Weiterentwicklung kam 1938 die TRIX EXPRESS 20/59 Automatik heraus (im Bild eine Nachkriegsvariante). Diese Lok war fast baugleich mit der 20/57, erhielt aber im Tender eine fernsteuerbare Kupplung. Damit konnte an jeder Stelle der Anlage entkuppelt werden. Die TRIX EXPRESS 20/59 wurde zunächst bis 1940 und nach dem Zweiten Weltkrieg von 1949 bis 1950 sehr erfolgreich verkauft. Die Nachkriegsvarianten erhielten lange vernickelte Puffer, die Vorkriegspuffer waren kürzer und dicker.


Diese Schnellzuglokomotive ist eher selten zu sehen, besonders selten in vollständigem Zustand. Es handelt sich um die Wechselstromvariante TRIX EXPRESS 20/61, gebaut von 1951 bis 1954. Die meisten Exemplare sind schwer von Zinkpest gezeichnet. Diese Lok zeigt zwar auch erste Spuren der Zinkpest, wirkt aber ansonsten nahezu unbespielt. Sogar die Treibräder können relativ leicht gedreht werden. Bei dieser Lok waren erstmals die Treibräder durchbrochen. Außerdem waren nun die beiden unteren Stirnlampen beleuchtet.


Zum Abschluss folgt die erste Gleichstromvariante 757, gebaut von 1953 bis 1955. Diese Lok hat den nun den Umbaupermamotor, basiert aber ansonsten weiter auf der Konstruktion von 1937. Das Gehäuse wurde mit kleinen Änderungen von der 20/61 übernommen. Der Tender hat Nieten bekommen und an der Rauchkammer wurden die schmalen Witte-Windleitbleche angebracht.


Ein direkter Vergleich der drei gezeigten 2 C 1-Varianten. In diesem Bild ist der unterschiedliche Glanzgrad gut zu sehen.


Robert hatte das Glück, in den 1970er Jahren in Freiberg (Sachsen) eine TRIX EXPRESS 20/57 und drei TRIX EXPRESS Schnellzugwagen der 20/160er Serie sehr günstig kaufen zu können. Im Bild sein MITROPA-Speisewagen 20/163 von 1937.


Robert bat damals den Eisenbahn- und Modellbahn-Experten Prof. Dr. Harald Kurz (bekannt durch seine Arbeit am Eisenbahnbetriebsfeld der Hochschule für Verkehrswesen Friedrich List in Dresden und zahlreiche Veröffentlichungen) um eine zeitliche Einordnung des Zuges. Prof. Kurz hat 1956/57 in der DDR ein sehr empfehlenswertes zweibändiges Handbuch Grundlagen der Modellbahntechnik veröffentlicht, in dem viele Abbildungen und Beschreibungen auch von TRIX EXPRESS-Fahrzeugen und Zubehörteilen enthalten sind.


Prof. Kurz schrieb in seimem Kurzgutachten vom Februar 1977: “… die von Ihnen erwähnte Kupplung ist im Katalog von 1938 erkennbar. Soviel mir bekannt ist, gibt es die 2 C 1 und die langen Wagen erst seit diesem Zeitpunkt.” Dabei verschätzte er sich allerdings um ein Jahr, denn die TRIX EXPRESS 2 C 1-Schnellzuglokomotive und die passenden langen Wagen gibt es ja bereits seit Herbst 1937 und natürlich auch im TRIX EXPRESS Katalog 1937.


Vom TRIX-Jahr 1937 und dem damals erstmals erschienen TRIX Handbuch 1:90, das seinerzeit durch den verantwortlichen Redakteur Ernst Ganzer gestaltet wurde, ist es ein kurzer Schritt zu den ERGA-Lehrmodellen. Ernst Ganzer wohnte in den Nachkriegsjahren in Berlin-Friedenau und bot in dieser Zeit, als es kaum Material gab, Bausätze für die Modelleisenbahn an, die im wesentlichen aus bedruckten Pappausschneidebögen und einigen Blechteilen bestanden. Vertrieben wurden die ERGA-Bausätze durch die Firma Luise Herr, wie die abgebildete Preisliste zeigt. Zwei weitere ERGA-Preislisten sind in der Galerie unten zu finden. Vielen Dank an Manfred Voß, der uns die ERGA-Preislisten zur Verfügung stellte.


Zum Abschluss des Modellbahn-Teils soll noch ein Bild eines weiteren Teils des Hochbahnviadukts gezeigt werden, bei dem inzwischen die Oberbauarbeiten abgeschlossen wurden. Dieses Modul ist einerseits zur Ergänzung von Ausstellungstischen geeignet und andererseits eine Teststrecke für die Modellbahnwerkstatt zum Prüfen der Lokomotiven.


Nun gibt es einen Themawechsel zur großen Eisenbahn.


[ Bildautor: Christian Bedeschinski, Berlin, 18.08.2012, Nutzungsgenehmigung erteilt ]

In der Nacht des 18.08.2012 passierte nach unserem Stammtisch noch etwas interessantes in Berlin: Der erste sanierte Brückenüberbau der denkmalgeschützten Yorckbrücken wurde wieder an seinen angestammten Platz zurückgebracht. Im Bild wird der Brückenträger, der in unmittelbarer Nähe auf einem freien Grundstück an der Bautzener Straße saniert wurde, zunächst von einem Autokran angehoben. Vielen Dank an Christian Bedeschinski für dieses und das folgende Bild.

Bei den Yorckbrücken handelt es sich um ein besonderes städtebauliches Ensemble. Auf einer Länge von rd. 500 Metern kreuzten einst 45 Eisenbahnbrücken die Yorckstraße. Die Brücken führten zum Anhalter und Potsdamer Bahnhof sowie für nur sieben Jahre auch zum Dresdner Bahnhof. Heute existieren noch 30 Brücken, 10 davon sind noch in Betrieb. Mehr zu diesem Thema gibt es im zugehörigen Wikipedia-Artikel Yorckbrücken.


[ Bildautor: Christian Bedeschinski, Berlin, 18.08.2012, Nutzungsgenehmigung erteilt ]

Nach dem der sanierte Brückenträger um 90 Grad gedreht wurde, wird er wieder auf seine sanierten Auflager und gusseisernen Pendelstützen abgesenkt.


Die Kopie einer Seite der alten Bauwerksakte zeigt, dass diese Brücke von der Firma Prollius in Görlitz gebaut wurde und sogar aus dem Jahr 1875 (Jahr der Inbetriebnahme der Dresdner Bahn) stammt. Sie gehört somit zu den Ursprungsbauwerken dieser Bahn gehört. In einigen Veröffentlichungen war man vom Baujahr 1883 ausgegangen (siehe hierzu die Diskussion auf Drehscheibe-Online). Vielen Dank an Peter Bauchwitz für die Kopie der Bauwerksakte und seine umfangreichen Recherchen in den Brückenbauarchiven. Peter hat einen umfangreichen und sehr empfehlenswerten Beitrag zu den Yorckbrücken in den Heften 9, 10 und 11/2012 des LOK-Reports geschrieben.



Wie bereits angekündigt wird unser nächster richtige Stammtisch am Samstag 15.09.2012 ab 14:00 Uhr in der Gustav-Heinemann-Oberschule stattfinden. Dort wird es im wesentlichen um die Vorbereitung unserer nächsten großen Jubiläumsausstellung 75 Jahre TRIX EXPRESS 2 C 1 Schnellzuglokomotive vom 12. bis 14.10.2012 gehen. Im Oktober werden sich wieder viele Freunde alter Modellbahnen aus dem In- und Ausland in Berlin treffen.



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