1939 – der letzte Vorkriegskatalog


Zur Leipziger Herbstmesse 1939 wurde der letzte TRIX EXPRESS Vorkriegskatalog herausgebracht. Er leitet unmittelbar in die Kriegsjahre über.

Die Leipziger Herbstmesse 1939 begann am Freitag 27. August und endete am Dienstag 31. August. Die Leipziger Messe, seit 1937 zur Reichsmesse erhoben, hatte eine große Bedeutung für den deutschen Handel, besonders mit dem Ausland. Das hochverschuldete und auf Devisen angewiesene Deutsche Reich nahm die Vertrags­abschlüsse auf der Messe gerne mit.


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Der TRIX-Katalog 1939/40 behielt das Titelblatt der vorherigen Fassung 1938/39 bei, auf dem die 2 C 1 Schnellzuglokomotive mit Automatic-Entkupplung 20/59 und der Dieseltriebwagen 20/58 gezeigt werden. Das Titelblatt konnte aber nicht mehr in Farbe gedruckt werden. Auch der Umfang der TRIX EXPRESS-Neuheiten, die auf der Leipziger Herbstmesse 1939 vorgestellt wurden, war im Vergleich zu den beiden Vorjahren deutlich geringer.


Historischer Exkurs

Das Deutsche Reich befand sich seit Hitlers Machtübernahme Anfang 1933 auf Kriegskurs. Mit dem Vierjahresplan waren die Weichen eindeutig gestellt, um die dafür notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.

In einer geheimen Denkschrift forderte Adolf Hitler im August 1936:

1. „Die deutsche Armee muss in vier Jahren einsatzfähig sein.“

2. „Die deutsche Wirtschaft muss in vier Jahren kriegsfähig sein.“

Neben der Aufrüstung der Wehrmacht war die Herstellung ausreichender Mengen von synthetischem Benzin durch große Hydrierwerke wie dem LEUNA-Werk eine wichtige Maßnahme der deutschen Kriegsvorbereitung, da im Kriegsfalle mit der Blockade der Rohölimporte zu rechnen war. Mit der gleichen Zielsetzung wurden große Kapazitäten zur Produktion von synthetischem Stickstoff für Sprengstoffe und synthetischem Gummi (“BUNA”) für Reifen aufgebaut. Bis zum Kriegsbeginn war die deutsche Aufrüstung in einer beispiellosen Weise vorangekommen. Allein bei der Luftwaffe wuchsen die Einheiten von drei Staffeln im Jahr 1933 auf 275 Staffeln im Sommer 1939. Siehe dazu auch: Aufrüstung der Wehrmacht .

Die Grenzen in Mitteleuropa hatten sich seit 1935 gravierend zugunsten des Deutschen Reiches verändert. Nach der Rückkehr des Saargebietes im März 1935 (Volksabstimmung) erfolgten im März 1938 der Anschluss Österreichs, im Oktober 1938 die Angliederung des Sudetenlandes als Ergebnis des Münchner Abkommens, am 15 März 1939 die völkerrechtswidrige Besetzung des Restgebietes der Tschecho-Slowakischen Republik (Protektorat Böhmen und Mähren) sowie am 22. März 1939 nach deutschem Ultimatum die Rückgabe des Memellandes von Litauen. Siehe dazu auch: Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges in Europa .

Die Eingliederung der Freien Stadt Danzig und die Bindung Polens an das Deutsche Reich waren die nächsten Expansionsziele Hitlers. Das Danziger Gebiet war als Folge des Ersten Weltkriegs vom Deutschen Reich abgetrennt und stand unter Aufsicht des Völkerbundes. Polen durfte den Danziger Hafen nutzen. Seit Ende 1938 erhöhte das Deutsche Reich den Druck auf Polen. Spätestens mit dem Einmarsch deutscher Truppen in das Restgebietes der Tschecho-Slowakischen Republik war erkennbar, dass Hitler auch völkerrechtliche Verträge brechen würde. Frankreich und Großbritannien schlossen daraufhin Beistandspakte mit Polen ab.

Nachdem bereits ein deutscher Angriff auf Polen für den 26. August geplant und aufgrund der westalliierten Paktbildung zunächst abgesagt wurde, befiehlt Adolf Hitler am 31. August, dem letzen Tag der Leipziger Messe, um 12:40 Uhr den deutschen Überfall auf Polen für den 1. September 1939 um 4:45 Uhr.


Der historische Exkurs zeigt, in welch gefährlicher Situation die Leipziger Messe 1939 stattfand. Der Kriegsbeginn war nur noch eine Frage der Zeit.


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Auf den Seiten 2 und 3 des TRIX-Kataloges werden neben den grundsätzlichen Vorzügen der TRIX EXPRESS-Modelleisenbahn die drei Neuheiten des Jahres 1939 hervorgehoben:

Wir haben die technischen Einrichtungen unserer TRIX EXPRESS-Signale erweitert und bringen ein Licht-Tagessignal mit Zugbeeinflussung, ein Vorsignal elektromagnetisch mit Beleuchtung und ein Hauptsignal mit Beleuchtung und Zugbeeinflussung.

Unser rollendes Material ergänzen wir durch eine verbesserte Schnellzuglok mit modellmäßig gearbeiteter Beleuchtung.

Außerdem rüsten wir alle Güter- und Personenwagen mit der neukonstruierten, massiven Kupplung und Entkupplungsbügel aus, die jedoch mit den früheren Kupplungsaggregaten ohne weiteres zusammen verwendet werden können.


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Die neue zweiachsige Schnellzugdampflok 20/52 ersetzte die bisherige Schnellzugdampflok 20/53. Zwei Glühbirnen sorgten für das damals übliche Zweilicht-Spizensignal. Die Windleitbleche wurden deutlich vergrößert und wurden nun aus lackiertem Stahlblech produziert. Damit waren sie nicht mehr bruchgefährdet, denn bei der Vorgängerlokomotive 20/53 waren die Windleitbleche noch aus Spritzguss gefertigt.


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Die TRIX EXPRESS 20/52 mit Originalkarton aus dem Jahr 1939. Das Bild zeigt die Lok mit der 1939 eingeführten automatischen Kupplung. Bei vielen Vorkriegslokomotiven der 20/52 wurde vorn noch die Gusshakenkupplung von 1936 montiert.


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Seitenansicht der TRIX EXPRESS 20/52. Die Treib- und Kolbenstangen erhielten einen Kreuzkopf und wurden am Lokgehäuse geführt.


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Die 20/52 wurde in relativ großer Stückzahl produziert und findet sich in nahezu jeder TRIX EXPRESS-Sammlung. Betrachtet man sie von vorn, fällt die Verkürzung auf zwei Achsen kaum auf. Die Lok vermittelt mit ihrem großen Kesseldurchmesser und den großen Wagner-Windleitblechen sehr gut das Erscheinungsbild der schweren Einheitsschnellzuglokomotiven der Deutschen Reichsbahn. Auch die Frontbeleuchtung mit eingesetzten Linsen wirkt sehr realisitisch.


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Bereits zur Leipziger Herbstmesse 1938 wurde das elektromagnetische Entkupplungsgleis 20/12 vorgestellt. Passend dazu gab es zum Nachrüsten die Blechausheber 30/16 für die Blechhakenkupplung von 1937, um eine automatische Entkupplung der Wagen zu ermöglichen. Diese Blechausheber bewährten sich aber nicht besonders, da das dünne Blech leicht verbog und verklemmte.

Deshalb wurde auf der Leipziger Herbstmesse 1939 eine neukonstruierte Kupplung aus Spritzguss präsentiert. Mit dieser Kupplung gelang TRIX ein großer Wurf. Sie funktionierte sehr zuverlässig und wurde mit kleinen Veränderungen bis in die 1960er Jahre gebaut.


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Die 1939er Guss-Kupplung mit Guss-Ausheber am grünen Kohlenwagen 20/67 E. Zur Unterscheidung von den Modell-Güterwagen erhielten die kurzen Güterwagen ein E angefügt.


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“Vollkommene Betriebssicherheit bieten unsere neuen elektrisch beleuchteten Signale, da sie bei Stellung auf “Halt” nicht nur den Zug automatisch zum Stehen bringen, sondern dies auch durch Aufleuchten einer Kontroll-Lampe am Stellwerk anzeigen.”

  • 20/206 Licht-Tagessignal, elektr.-magn. mit autom. Zugbeeinflussung, komplett RM 6,50
  • 20/207 Vorsignal, elektr.-magn. mit Beleuchtung, komplett RM 5,00
  • 20/208 Hauptsignal, elektr.-magn. mit Beleuchtung und autom. Zugbeeinflussung, komplett RM 7,50″

Anmerkung: das sogenannte Licht-Tagessignal, der korrekte Fachbegriff lautet Tageslichtsignal, besitzt entgegen der Angabe im Katalog keinen elektro-magnetischen Antrieb.


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TRIX EXPRESS 20/206 bzw. 20/209: Tageslichtsignal mit Zugbeeinflussung. Die komplette Packung 20/209 enthielt das grüne Lichtsignal, den grünen Schalter, den grünen Lampenwiderstand, zwei Unterbrechergleise mit je einer Anschlussklemme, isolierten Anschlussdraht und eine Bedienungsanleitung mit Schaltplan.


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TRIX EXPRESS 20/207 Vorsignal elektromagnetisch mit Beleuchtung


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TRIX EXPRESS 20/208 bzw. 20/210: Formhauptsignal mit Beleuchtung. Die komplette Packung 20/210 enthielt das Formhauptsignal, einen dunkelblauen Schalter, einen dunkelblauen Lampenwiderstand (beide nicht im Bild), zwei Unterbrechergleise mit je einer Anschlussklemme, isolierten Anschlussdraht und eine Bedienungsanleitung mit Schaltplan.


Die Lampenwiderstände waren beim TRIX EXPRESS-Wechselstrom-System erforderlich, damit beim Anhalten vor einem Signal eine Restspannung von rund 4 Volt nicht unterschritten wurde. Bei dieser Spannung kam der Motor zum Stehen, die Umschaltspule hielt die Schaltwippe aber noch angezogen. Sobald eine höhere Fahrspannung wieder die Lok erreichte, konnte sie ohne Schaltimpuls der Fahrtrichtungsumschaltung in der ursprünglichen Richtung weiterfahren.

Dazu wurde vor dem Signal ein Gleisabschnitt im Mittelleiter abgetrennt, wie wir es heute auch kennen. Die Stromzuführung dieses Abschnitts wurde über den Schalter gelegt, der in Fahrt-Position direkt vom Fahrregler, in Halt-Position über den Lampenwiderstand erfolgte. TRIX nutzte beim Lampenwiderstand die Wirkung einer Glühbirne als Kaltleiter. Im Ruhezustand (kalt) besitzt die Glühbirne einen kleinen Widerstand. Sobald eine Lok den abgetrennten Gleisabschnitt erreicht, nimmt bei steigender Temperatur der Glühbirne der Widerstand bis zu einem Sollwert zu, bis die Lok zum Stehen kommt. Damit konnte TRIX EXPRESS bereits 1939 eine realistische Bremsverzögerung nachbilden.


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Bedienungsanleitung 20/210 Form-Hauptsignal mit Zugbeeinflussung von 1951, Außenseiten


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Bedienungsanleitung 20/210 Form-Hauptsignal mit Zugbeeinflussung von 1951, Innenseiten



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