1935 – Katalog und Lieferprogramm

Der erste TRIX EXPRESS-Katalog vom Frühjahr 1935 bestand aus acht Seiten im DIN A5 Format.


Auf der ersten farbigen Seite des Kataloges ist die berühmte TRIX-Hand zu sehen, in der die erste TRIX EXPRESS-Lokomotive, die Scheibenradlok 20/51, liegt. Der Größenvergleich soll verdeutlichen, dass die neue Tischbahnlok in eine Hand passt. Mit den bisherigen Lokomotiven der großen Spurweiten 1 und 0 wäre dies nicht gegangen.


Die TRIX-Hand des ersten Kataloges (im Bild links, hier noch eine Loko mit Scheibenrädern) entwickelte sich zum TRIX EXPRESS-Markenzeichen und wurde auch auf die Startpackungen der Vorkriegszeit (im Bild rechts, hier bereits eine Loko ab 1936 mit Speichenrädern) geklebt. Die Nachkriegspackungen (Startpackungen und Lokomotivpackungen) erhielten eine verkleinerte und schematisierte Variante der TRIX-Hand (im Bild unten).


Auf den beiden in schwarz-weiß gehaltenen Folgeseiten 2 und 3 wird die neue TRIX EXPRESS-Modelleisenbahn zunächst stolz in die Geschichte der deutschen Eisenbahn eingereiht, anschließend werden ihre besonderen Vorzüge beworben.

Wirklichkeit und Spielzeug

100 Jahre Eisenbahn – 50 Jahre Spielzeugbahn

1835 fuhr die erste deutsche Eisenbahn, gezogen von der „Adler“, zwischen Nürnberg und Fürth. Sie „durchflog“ die 7 km lange Strecke fröhlich fauchend mit einer Windeseile von 20 (!) Stundenkilometern.

1935 donnern Stromlinienlokomotiven durch ganz Deutschland. Es gibt den „Fliegenden Hamburger“ und den „Fliegenden Kölner“. Mit 150 Kilometern und mehr rasen sie dahin.

Die „Adler“ war für ihre Zeit ein Weltwunder. Und doch lächeln wir, wenn wir sie neben dem Koloß einer modernen Stromlinienlokomotive sehen. Um

1885 entstand in Nürnberg die erste Spielzeugbahn. Entlockt uns nicht das untenstehende Bild das gleiche Lächeln, wenn wir es mit dem

1935 erscheinenden modernsten Erzeugnis der Spielzeugtechnik vergleichen, dem

TRIX EXPRESS,

der eine Umwälzung auf dem Gebiet der Elektro-Spielbahn bringt.

Das Wunderbarste an der großen Eisenbahn ist nicht die Geschwindigkeit, nicht die Schönheit der technischen Meisterwerke, sondern die geniale Organisation des Verkehrs und seine reibungslose Abwicklung. Keine Spielzeugbahn hat bisher vermocht, der Jugend hiervon einen Begriff zu geben, denn ohne raffinierteste Kunstgriffe konnte man immer nur einen Zug auf einmal steuern; aber mit TRIX EXPRESS

zwei Züge auf einem Gleis !

Zwei Züge können jetzt unabhängig voneinander auf demselben Gleis von der Ferne gesteuert werden. Dadurch erschließt sich der Jugend zum ersten Mal die wirkliche Welt der Eisenbahn. Bloße Spielerei wird zur ernsten Aufgabe. Man muß schon verstehen, Zusammenstöße zu vermeiden, Zeiten einzuhalten, Signale und Weichen richtig zu bedienen. Da überholt zum Beispiel unser F.-D. in rasendem Tempo den langsam fahrenden Güterzug; eine ununterbrochene Folge packender Momente hält den Spielbetrieb im Bann. Es gibt jetzt auch beim Spielzeug eine sinnvolle Regelung und Leitung des Verkehrs.

Das erst ist richtiges Eisenbahnspiel !

Und noch vieles Andere ist neu am TRIX EXPRESS. Da sind

Neue Schienen mit der neuen Schnappverbindung und Körpern aus Preßmasse.

Neue Weichen und Kreuzungen, über welche die Züge stoßfrei rollen.

Regulierwiderstände mit Schnellschalter, Kurzschluß-Sicherung und Feinregulierung.

Automatische Kupplung und das

Miniatur-Format. Dies ist der wichtigste Vorzug. Auf kleinstem Raum bietet TRIX EXPRESS in gedrängter Fülle alles, was bis jetzt eine große Bahn geleistet hat, und durch das Zwei-Zug-System noch unendlich viel mehr. Die kleinen Präzisionsmaschinen von erstaunlicher Leistungsfähigkeit sind dabei doch nicht unerschwinglich teuer. Lokos und Wagen sind ganz naturgetreu ausgeführt und von solidester Konstruktion. Alle Zubehörteile stehen ganz im richtigen Größenverhältnis zur Bahn. TRIX EXPRESS kann nach Zwischenschaltung eines Transformators oder Umformers an jedes Stromnetz angeschlossen werden und ist vollkommen gefahrlos.

Die TRIX-Fabrik

Vereinigte Spielwarenfarbriken G.m.b.H., Nürnberg


Auf den beiden nächsten farbigen Seiten 4 und 5 sind die drei Züge der ersten Startpackungen abgebildet, alle von der Schlepptender-Loko 20/51 angeführt (von oben nach unten):

  • 10/3 Express-Zug mit drei blauen Wagon-Lit-Schnellzugwagen (nach dem Vorbild der international tätigen CIWL)
  • 10/1 Güterzug mit vier kurzen Wagen (gedeckter Wagen, Kesselwagen, offener Wagen, Bierwagen)
  • 10/2 F.D.-Zug mit zwei grünen Reichsbahn-Schnellzugwagen und einem roten Mitropa-Speisewagen

In den Startpackungen der ersten beiden Jahre waren noch Gleisstücke enthalten. Ab 1937 ist TRIX davon abgekommen, stattdessen wurden in den Packungen Kammern mit eingelegten Pappen freigehalten, die mit Papierschildern „Platz für den 2.Zug“ und „Platz für den 2.Fahrregler“ beklebt waren – ein deutlicher Hinweis auf das Zwei-Zug-System und ein verkaufsfördernder Werbehinweis.

Dazu gibt es Streckenzubehör (Kilometersteine, Signalbaken, Andreas-Kreuze, Signale und Telegrafenmaste), Fahrregler und Transformatoren.

Außerdem ist am unteren linken Bildrand bereits mit der Katalognummer 20/52 die „Schnellzugs-Loko, neuester Elektro-Typ“ abgebildet. Diese Elektrolok wurde aber erst zum Ende des Jahres 1935 geliefert.


Die neue Schlepptender-Loko 20/51 besaß erstmalig in dieser Baugröße ein Gehäuse aus Zinkdruckguss und einen fernsteuerbaren Fahrtrichtungsumschalter. Sie besitzt noch Scheibenräder, das Nachfolgemodell 20/53 von 1936 hat bereits Räder mit angedeuteten Speichen. Im Bild ist eine Variante zu sehen, die für den Export in die USA einen Cowcatcher erhalten hat.


Auf den nächsten beiden Seiten 6 und 7 (wieder schwarz-weiß) werden die neuen Wagen (acht Schnellzugwagen 20/151 – 20/157, zwei Personenwagen 20/101 und 20/103, neun Güterwagen 20/61 – 20/69), die Holzgebäude (20/270 Bahnhof Trixstadt, 20/271 Bahnsteig, 20/272 Lokoschuppen, 20/273 Güterhalle mit Schiebetüren) und das „wachsende Stellwerk“ (ebenfalls eine von TRIX entwickelte Neuheit) vorgestellt.

Auch das neue Bakelit-Gleissystem wird aufgelistet: Schienen- und Weichen (Körper aus Pressmasse mit neuer praktischer Schnappverbindung D.R.G.M., D.R.P.a.). Ein Kreis besteht aus 12 Schienen und hat 72 cm Durchmesser. Es gibt Weichen für Handbetrieb und mit elektromagnetischem Antrieb.


Die letzte, achte Seite des Kataloges (schwarz-weiße Bilder mit roten Trennbalken) geben einen Überblick über die Haupterzeugnisse der Trix-Fabrik. Zunächst wird eine TRIX EXPRESS-Tischbahnanlage mit Gleisen, Zügen, Holzgebäuden und Zubehör gezeigt. Es folgt der Funktrupp-Feld-Morseapparat, mit dem den Jungen das Erlernen des Morse-Alphabets und die Herstellung von Nachrichtenverbindungen spielerisch nahegelegt wird. Auch im TRIX EXPRESS-Katalog von 1935 spiegelt sich somit bereits die vormilitärische Ausbildung wieder, die in der Hitlerjugend vollzogen wurde. Schließlich wird der seit 1931 angebotene TRIX-Metall-Baukasten vorgestellt, mit dem „der Weg in die Welt der Technik“ eröffnet wird.


Originale des 1935er-Kataloges sind heute sehr selten. 1981 wurde von einem Buchverlag ein Nachdruck produziert. Einzelne Restexemplare sind heute noch bei Günther Krauss erhältlich.


Ein Beispiel für eine der ersten nahezu quadratischen Startpackungen des Jahres 1935: der Schnellzug (bzw. F.D.-Zug) mit der Bestellnummer 10/2.


Im November 1935 hatten die Vereinigten Spielwaren-Fabriken Nürnberg zur Förderung des vorweihnachtlichen Verkaufs ein Rundschreiben mit dem Betreff „TRIX-Reklame“an die Händler geschickt, aus dem nachfolgend auszugsweise zitiert wird.

Wir geben, wie alljährlich, auch in diesem Jahr wieder schön gestaltete Tiefdruckbroschüren, sowie Verteilungszettel nach beiliegenden Mustern heraus.

Sinngemäße Verteilung derselben wird den Verkauf der Trix-Artikel in Ihrem Hause bedeutend fördern, insbesondere wird der große Trix-Wettbewerb ein bedeutendes Geschäft auch nach dem Fest sichern. Die achtseitigen Trix-Broschüren sollen nicht wahllos verteilt, sondern nur in die Hände derjenigen Jungs gegeben werden, welche Interesse dafür zeigen.


Zum Weihnachtsfest 1935 wurde die TRIX EXPRESS-Bahn auch nach England exportiert. Für diesen Markt wurden die Scheibenradlokomotive 20/51 mit geänderter Lackierung und die Schnellzugwagen mit geänderter Lithographie ausgeliefert. Die Lokomotive war grün lackiert und erhielt auf dem Tender den Schriftzug TRIX EXPRESS (ursprünglich war sogar TWIN EXPRESS aufgedruckt). Die Wagen bekamen weiße Fensterrahmen und dünne gelbe Zielinien.


Es existiert ein Scan einer späteren Variante des 1935er-Kataloges. Er entspricht der oben beschriebenen Fassung, weist aber Unterschiede bei den Startpackungen auf. Außerdem werden in dieser Variante keine Preise ausgewiesen. Da leider nur ein Scan vorliegt, ist nicht erkennbar, ob dieser Katalog neu gedruckt wurde, oder ob nur ein roter Korrekturzettel mit den neuen Zugpackungen aufgeklebt wurde.

Anstelle der drei ersten Zugpackungen 10/1, 10/2 und 10/3 (mit nahezu quadratischem Karton) werden nun folgende Zugpackungen (im länglichen Karton) angeboten:

  • 10/4 Güterzug mit Dampfloko und Tender
  • 10/5 F.D.-Zug mit Dampfloko und Tender
  • 10/6 internationaler Express mit Dampfloko und Tender
  • 10/34 Güterzug mit elektr. Vollbahnloko 20/55
  • 10/35 F.D.-Zug mit elektr. Vollbahnloko 20/55
  • 10/36 internationaler Express mit elektr. Vollbahnloko 20/55

Auf diesem Korrekturaufdruck bzw. Korrekturzettel wird bei den Zugpackungen die erste Variante der elektr. Vollbahnloko 20/52 mit den Scheibenrädern nicht mehr genannt, sondern bereits das Nachfolge-Modell 20/55 mit Speichenrädern.

Es wurde bislang angenommen, dass die Scheibenrad-Vollbahnloko 20/52 nicht in Startpackungen ausgeliefert wurde. Ein Sammler besitzt allerdings eine lange Startpackung mit der Scheibenrad-Vollbahnloko und drei blauen Wagon-Lit-Wagen. Über das seitliche Kartonschild wurde ein Papierstreifen mit dem Gummistempelaufdruck 10/36 geklebt. Unter dem Papierstreifen schimmert die Startpackungsnummer 10/33 durch, die bislang nicht bekannt war. Hier wurden vermutlich noch letzte Restbestände der Scheibenrad-Vollbahnloko in einer neueren Startpackung verkauft.

Die sechs neuen länglichen Startpackungen werden eigentlich dem Produktionsjahr 1936 zugeordnet. Es ist daher nicht auszuschließen, dass diese aktualisierte Katalog-Variante erst im Frühjahr 1936 verteilt wurde, bevor der neue Katalog 1936 herauskam.


Die Scheibenrad-Vollbahnloko 20/52 aus dem Jahr 1935 (Auslieferung erst ab Jahresende) und dahinter das Folgemodell 20/55 mit angedeuteten Speichenrädern.



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