1941 – weitere Kibri-Gebäude mit TRIX-Nummern

Bericht Dieter Weißbach, Bilder Ludger Willenbrink


Die Kibri-Brücke 0/61/22 wurde in den Kriegsjahren auch unter der TRIX-Katalognummer 20/315 angeboten, wie nun belegt werden kann. Interssanterweise enthielt dieser Karton zwei Brücken in unterschiedlicher Lackierung. Bei der einen Brücke war die Kante unter dem Gitterträger blau abgesetzt (dies ist die übliche Variante, vermutlich sollte es Wasser darstellen), bei der anderen Brücke fehlte diese blaue Kante.


Im nationalsozialistischen Deutschland stand die Wirtschaft spätestens mit Kriegsbeginn zum 1. September 1939 unter massivem staatlichen Einfluss. So musste auch das TRIX-Werk einen von Jahr zu Jahr zunehmenden Anteil der Kapazitäten für die Rüstungsproduktion bereitstellen. Dies betraf den Maschinenpark, die Arbeitskräfte und die Materialzuteilungen.

Wie bereits beschrieben, waren im TRIX EXPRESS Katalog 1939/40 zunächst noch keine Einschränkungen des Fertigungsprogramms erkennbar. Im Gegenteil, es wurden weitere Ergänzungen und Verbesserungen vorgestellt, wie die automatische Kupplung, der fernbedienbare Entkuppler sowie neue Form- und Tageslicht-Signale mit Zugbeeinflussung (mit Lampenwiderstandsschaltung).

Nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 besetzten deutsche Truppen im April 1940 Dänemark und Norwegen. Im Mai 1940 folgte der Blitzkrieg gegen die Niederlande, Belgien und Luxemburg. Bis zum Juni 1940 waren große Teile Frankreichs von deutschen Truppen besetzt. Die Luftschlacht um England tobte seit Juli 1940; die deutschen Eroberungspläne der Insel scheiterten aber im Herbst 1940 an der heftigen Gegenwehr der Royal Air Force. Nun schien der deutsche Vormarsch in Europa ins Stocken gekommen zu sein.


TRIX EXPRESS Ladenpreisliste 1941 [Sammlung Dieter Weißbach]


Für das Kriegsjahr 1941 (im Juni 1941 begann der deutsche Überfall auf die Sowjetunion) musste TRIX das geplante Lieferprogramm stark zusammenstreichen. Laut der Ladenpreisliste vom Januar 1941 sollten nur noch zwei Lokomotivtypen, sechs Personenwagentypen und vier Güterwagentypen produziert werden.

In dieser Situation gibt es aber bei den Gebäude eine interessante Veränderung. Während die alten TRIX EXPRESS-Holzgebäude der TRIXSTADT-Serie (20/270 bis 20/274) aus dem TRIX-Programm verschwinden, tauchen plötzlich neue Katalognummern auf.

Folgende TRIX-Katalognummern wurden zwar in keinem Katalog aufgeführt, aber bereits in der Verkaufs-Preisliste TRIX EXPRESS 1938/39:

  • 20/304 Perron-Standuhr
  • 20/305 Güterhalle mit Kran
  • 20/308 W.C.

Die folgenden TRIX-Katalognummern wurden erstmals in der oben abgebildeten Ladenpreisliste 1941 genannt:

  • 20/312 Bahnhof mit Beleuchtung
  • 20/313 Bahnhof mit Beleuchtung
  • 20/314 Lokschuppen mit Beleuchtung
  • 20/315 Brücke
  • 20/316 Lokschuppen mit Beleuchtung

Es wurde bereits vermutet, dass es sich hierbei um weitere Gebäude und Zubehör aus der Kibri-Produktion handeln könnte. Nun konnte dies anhand einer TRIX-Sammlung, die Ludger Willenbrink erwarb, bestätigt werden.

In den TRIX EXPRESS-Katalogen der Jahre 1936 bis 1939/40 waren bereits Blechgebäude und Blechzubehöre der Böblinger Firma Kibri unter TRIX-Katalognummern angeboten. Diese Zulieferprodukte für TRIX bekamen meist eine vom Kibri-Verkaufsprogramm abweichende Farbgebung; außerdem wurden sie nicht mit dem Kibri-Stempel gemarkt.

Für das Jahr 1941 sollte diese Zulieferung durch Kibri offensichtlich ausgeweitet werden, um andere Einschränkungen auszugleichen. Wie lange dies praktiziert werden konnte, ist heute nicht mehr nachvollziehbar.

Nachfolgend werden einige originalverpackte Funde aus der oben genannten Sammlung beschrieben. Die Teile sind in sehr einfachen Wellpappkartons verpackt. Die Kartons besitzen an Briefmarken erinnernde Aufkleber, auf denen die TRIX-Nummern aufgestempelt sind.


TRIX EXPRESS Bahnsteig 20/309 (Kibri 0/53/1, nur 1937-1939 im Kibri-Katalog) L = 49 cm

Dieser Bahnsteig ist mit dem Stempel “Kibri” (üblich ab 1938/1939) gemarkt. Der Stempel und die grüne Lackierung des Daches deuten daraufhin, dass dieser Bahnsteig ohne Veränderung aus der normalen Kibri-Fertigung entnommen wurde. Bislang bekamen die für TRIX gelieferten Bahnsteige meist ein graues Dach; außerdem erhielten sie keinen Kibri-Stempel. Dieser lange Bahnsteig war bereits in den TRIX-Katalogen 1938/39 und 1939/40 sowie in der TRIX-Ladenpreisliste 1941 enthalten.


TRIX Bahnhof 20/312 (Kibri 0/52/21) L = 22 cm

Der Bahnhof besitzt grüne Seitenwände und die hinterleuchtbare Uhr mit aufgesetzten Zeigern. Dieser von Kibri gefertigte Bahnhof ist hier nun erstmals mit einem TRIX-Originalkarton aufgetaucht (in diesem Fall kein Wellpappkarton, sondern ein Karton aus sehr faserreicher brauner Pappe). Allerdings besitzt der Unterkarton nur einen Kleber mit aufgedruckter TRIX-Katalognummer, aber ohne dem Markennamen TRIX EXPRESS. Auf dem Oberkarton ist der Preis 3,90 erkennbar, wie er auch in der TRIX-Preisliste von 1941 genannt ist.



TRIX EXPRESS Brücke 20/315 (Kibri 0/61/22, nur 1939 im Kibri-Katalog) L = 17 cm

Diese von Kibri gefertigte Brücke ist hier nun erstmals mit einem TRIX-Originalkarton aufgetaucht. Auch auf diesem Karton ist nur die TRIX-Katalognummer, nicht aber der Markenname TRIX EXPRESS aufgestempelt.


Die oben gezeigten von Kibri für TRIX gebauten Gebäude und Zubehöre entsprechen noch der ursprünglichen Blechfertigung. Von den Kibri-Bahnhöfen sind aber auch kriegsbedingte Sparbauweisen bekannt, bei denen das dünne Weißblech für Bodenplatten und Dächer durch Holz ersetzt wurde.


Ein Beispiel für die kriegsbedingte Sparausführung ist der große Kibri-Bahnhof 52/41 für die Spur 0. Bodenplatte und Dächer bestehen aus Holz, die Seitenwände sogar aus Pappe. Nur die Vordächer, Türen und Sperren sind aus Blech gestanzt. Der Kibri-Stempel und die Sparbauweise deuten auf das Produktionsjahr 1941 oder später hin. Auch bei Kibri ist bislang nicht bekannt, wann die Produktion von Zubehör für die Modelleisenbahn kriegsbedingt vollständig aufgegeben werden musste.



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