TRIX 75 2C1 Jubiläum 13. und 14.10.2012

Bericht Dieter Weißbach, Bilder Uwe Czarski, Ludger Willenbrink, Eckhard Scheinpflug und Dieter Weißbach



Im Oktober 2012 fand in Berlin die Jubiläumsausstellung 75 Jahre TRIX EXPRESS 2 C 1 Schnellzuglokomotive statt. Aussteller und Besucher aus dem In- und Ausland trafen sich in Berlin zu einer historischen Modellbahn-Ausstellung in der Gustav-Heinemann-Oberschule.


Die Ausstellung war in 30 Stationen gegliedert, die in chronologischer Abfolge angeordnet waren. Der Rundgang entlang der Stationen zeigte dem Besucher die technische Entwicklung der Modelleisenbahn von 1920 bis 1972.


Station 1: Größenvergleich 2 C 1 Schnellzuglokomotiven von Spur 1 bis Spur Z, ca. 1937 – 1972

Am Beispiel der vier 2 C 1-Schnellzuglokomotiven von Märklin in den Baugrößen 1, 0, 00 und Z wird deutlich, wie stark sich die Verkleinerung der Baugrößen auswirkte. Die großen Lokomotiven waren noch sehr teuer und ihre Schienenanlagen benötigten viel Platz. Solche Bahnen waren nur in bürgerlichen Haushalten zu finden und wurden meist auf dem Fußboden aufgebaut. Mit der Miniaturisierung konnten die Preise gesenkt werden. Die Bahnen brauchten weniger Platz und waren nun auch für normale Haushalte erschwinglich. Die Spur Z-Bahn von 1972 ist allerdings so klein geraten, dass man auf gute Augen angewiesen ist.


Station 2: Märklin Tinplate-Bahn Spur 0, ca. 1920 – 1939


Diese nostalgische Spur 0-Bahn wurde mit Original-Material aufgebaut, einige Fahrzeuge und Zubehöre wurden im passenden Tinplate-Stil nachgebaut. Derartige Spur 0-Bahnen benötigten immer noch relativ viel Platz.


Station 3: Bing Tischbahn, 1922 – 1932

Die Bing-Tischbahn wurde von Stephan Bing konzipiert und ist die erste Bahn mit der 16 mm Spurweite (ähnlich den späteren 00 / H0-Bahnen). Diese Bahn passt bereits auf einen Tisch. Sie wurde zunächst mit Uhrwerk-Lokomotiven ausgeliefert, ab 1924 gab es auch Lokomotiven mit elektrischem Antrieb. Der Betrieb ist allerdings aus heutiger Sicht nur bedingt zuverlässig. Die Züge entgleisen noch recht häufig, die Uhrwerke ermöglichen nur zwei oder drei Runden und die Elektromotoren können leicht überlastet werden. Dennoch war dieser Verkleinerungsschritt für die damalige Zeit bemerkenswert.


Ein Blick auf die Züge der Bing Tischbahn, die meist britischen Vorbildern nachempfunden waren .


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Station 4: JEP Trains Mignon (Jouet de Paris), 1925 – 1934

Diese französische Tischbahn-Variante scheint eine Nachahmung der Bing-Tischbahn zu sein, allerdings gibt es hier einige Besonderheiten.


Erstmals für diese Baugröße gibt es eine funktionsfähige Oberleitung und die Gleise sind auf kleinen Mauersockeln gelagert. Diese Bahn ist eine besondere Rarität, sie ist in Deutschland sehr selten zu sehen.


Für die JEP-Bahn gab es interessante Bahnhöfe und Wassertürme.


Station 5: Kibri-Miniatur-Schlager, 1935 – Zubehör für die Spur 00

Kibri baute ab Herbst 1935 Zubehör für die Spur 00, passend zu den beiden neuen Tischbahnen von TRIX EXPRESS und Märklin. Hier sehen wir eine Rekonstruktion des Katalogbildes vom Herbst 1935. Kibri hat sich zur Demonstration aber noch der Bing-Tischbahn bedient (die zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr gebaut wurde). Die frühen Kibri-Modelle für die Spur 00 aus dem Jahr 1935 sind noch recht klein und passen wirklich nur zu den Tischbahnen von Bing (bzw. BuB). Ab dem Jahr 1936 wurden die Gebäude etwas vergrößert und auch die Durchfahrhöhen der Brücken vergrößert, damit auch die neuen Bahnen von TRIX und Märklin hindurchfahren können.


1995 legte Kibri eine Jubiläumsbroschüre auf, die man gelegentlich finden kann.


Brückenkran und Güterschuppen von Kibri 1935.


Station 6: BuB Ausweichbahn, 1938

Diese Spielzeugbahn wird im BuB-Katalog als “Automatische Doppelbahn mit Ausweichgleise” bezeichnet. Zwei Züge mit Uhrwerksantrieb fahren auf einem Gleisoval mit Ausweichbahnhof. Eine raffinierte Hebelmechanik sorgt für eine gegenseitige Beeinflussung der Züge. Es kann immer nur ein Zug auf die Strecke fahren, der zweite Zug muss warten.


Die BuB-Ausweichbahn fährt mit Uhrwerksantrieben, manchmal muss man etwas aufpassen, wenn ein Zug losflitzt …


Die BuB-Züge aus der Nähe.


Station 7: TRIX EXPRESS Tischbahn Spur 00, März 1935

Im März 1935 wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse mit dem TRIX EXPRESS die erste moderne Tischbahn vorgestellt. Die ersten Lokomotiven und Wagen waren noch stark verkürzt, aber die Konzeption der Bahn erlaubte bereits einen vielseitigen und relativ zuverlässigen Betrieb. Im ersten Baujahr besaßen die Lokomotiven noch Scheibenräder. Dies nahmen wir zum Anlass, auf dieser Bahn einen 20/51 Scheibenradlok-Plandampf einzurichten.


Die TRIX EXPRESS-Bahn verkaufte sich sofort außerordentlich gut. Stephan Bing war hier wieder (zusammen mit Siegfried Kahn) für die Konzeption verantwortlich. Die Lokomotiven besaßen erstmals ein Gussgehäuse und entwickelten durch das Gewicht eine gute Zugkraft. Die Motoren wurden mit 14V Wechselstrom betrieben und konnten mit einen fernsteuerbaren Fahrtrichtungsumschalter angesteuert werden. Das Bakelitgleis erhielt drei voneinander isolierte Blechschienen, damit war ein unabhängiger Zweizugbetrieb auf einem Gleis möglich.


Eine Besonderheit für den TRIX EXPRESS-Sammler sind diese Transformatoren 25/41/110, die für den französischen Markt vorgesehen waren.


Auf dieser Bahn war eine weitere Überraschung zu finden. Wer hat sie entdeckt ?


Hier kommt noch ein genaueres Bild der “weiteren Überraschung”. Es handelt sich um einen Nachbau der Ur-20/51 – das ist eine Vorserienausführung der Scheibenradlok 20/51. Eine Originalaufnahme des Prototyps findet sich in Tony Matthewmans History of TRIX auf Seite 111. Diese Lok dürfte den Entwicklungstand Ende 1934 wiedergeben. Wenn man den Prototyp mit dem Serienmodell vergleicht, fallen einige Unterschiede am noch recht einfach gestalteten Gehäuse auf.


Station 8: Märklin Tischbahn 00 – Händler-Schaustück, Juni 1935

Alarmiert vom Erfolg der TRIX EXPRESS-Bahn entwickelte Märklin eine eigene Tischbahn. Im Juni 1935 wurde den Händlern zunächst das hier gezeigte Werbe-Schaustück angeboten, auf der Leipziger Herbstmesse 1935 war die Märklin-Tischbahn lieferbar. Die beiden ersten kleinen Lokomotiven R 700 und RS 700 sind Verkleinerungen von Märklin Spur 0-Lokomotiven.


Station 9: Märklin Tischbahn 00 – Rekonstruktion der Anlage 700 / 210 von 1936

Diese Märklin-Anlage 700 / 210 wurde 1936 im Katalog angeboten, sowohl für den Händler zur Unterstützung des Verkaufs als auch für den privaten Käufer. Es handelt sich um eine Anlage mit zwei Kreisen, auf denen zwei Züge fahren können. Aus heutiger Sicht ist dies nichts Besonderes, aus der Sicht des Jahres 1936 aber schon.


Märklin konnte auf seinen Blechgleisen keinen unabhängigen Zweizugbetrieb auf einem Gleis einrichten. Um dem Systemvorteil des TRIX EXPRESS-Systems, der seit dem Frühjahr 1935 für einen grandiosen Verkaufserfolg sorgte, etwas entgegen setzen zu können, lieferte Märklin rot markierte Trenngleise, die Masse und Pluspol trennten (im Bild unten links, die rote Markierung ist noch schwach erkennbar). Damit war zumindest der unabhängige Betrieb von zwei Zügen auf getrennten Gleisabschnitten einer Anlage möglich. Die Anlage 700 / 210 zeigte 1936 die Verwendung dieser Trenngleise.


Blick auf das Zubehör der Märklin-Anlage von 1936 …


… und noch ein weiterer Blick auf Fahrzeuge dieser Märklin-Tischbahn.


Nicht ganz zum Thema Märklin 1936 passt dieser Zug, der von einer Märklin HR 800 geführt wird – die Lok kam erst 1938 auf den Markt (diese Variante mit abgedeckten Bürstenkappen ist noch jünger).


Station 10: TRIX EXPRESS – Die neue Modellserie Herbst 1937

Weihnachten 1936 schickte der Nürnberger Konstrukteur Siegfried Kahn eine Postkarte an den englischen Modellbahn-Pionier Bassett-Lowke. Die Karte zeigte das Messing-Handmuster einer TRIX EXPRESS 2 C 1 Schnellzuglokomotive (Im Bild auf dem Plakat zu sehen). In Berlin konnten wir einen Nachbau des Handmusters zeigen.


Bewunderer und Erbauer des Prototyp-Nachbaus


Nur wenige Monate später wurde auf der Leipziger Herbstmesse 1937 mit der TRIX EXPRESS 20/57 die erste maßstäbliche serienreife 2 C 1 Schnellzuglokomotive für die Tischbahn vorgestellt. Dazu gab es mit der sogenannten Modellserie passende Schnellzugwagen, einen zweiteiligen Dieseltriebwagen mit Lichtwechsel, neue Güterwagen und das Handbuch TRIX 1:90, in dem für vorbildgerechten Betrieb geworben wurde. Dieser Meilenstein kann als Beginn der modernen Modelleisenbahn angesehen werden


Station 11: TRIX EXPRESS Modellbahn Spur 00, 1937 – 1940

Auf dieser großen Bakelitgleisanlage im Stil der Jahre 1937-1940 kam die TRIX EXPRESS-Modellserie zum Einsatz.


Die 75 Jahre alte 2 C 1 Schnellzuglokomotive 20/57 zieht die CIWL-Schnellzugwagen 20/165, 20/166 und 20/167 über die steile Rampe, der Dieseltriebwagen 20/58 mit Lichtwechsel fährt auf der Ebene im inneren Gleisoval.


Vorsicht am Gleis 3, ein Zug fährt durch: der Dieseltriebwagen 20/58 ist offenbar auf einer sehr hochwertigen Zugleistung (oder gar auf einer Versuchsschnellfahrt) eingesetzt und durcheilt sogar die Halle von TRIXBURG Hbf ohne Verkehrshalt.


Der Nachbau des TRIX EXPRESS 2C1-Prototyps traf von Leipzig kommend in Berlin ein.


Station 12: Der TRIX-Zwangsverkauf, Frühjahr 1938

Der jüdische Gründer der TRIX EXPRESS-Firma, Stephan Bing, wird im Frühjahr 1938 durch das Nazi-Regime gezwungen, seine Firma zu verkaufen und sein Heimatland Deutschland zu verlassen. Er setzt in England die Entwicklung der Modellbahn nach dortigen Vorbildern fort. Der erzwungene Kaufvertrag ist ein erschütterndes Zeitdokument. Stephan Bing musste sich darin für viele Jahre verpflichten, vom deutschen TRIX-Werk weiter Waren zu beziehen. Die deutschen Lokomotiven bekamen in England Gehäuse nach dortigen Vorbildern. Im April 1940 – direkt nach der deutschen Besetzung Norwegens – wird Stephan Bing in England interniert und stirbt wenige Tage später an einem Herzinfarkt.




Station 13: TRIX EXPRESS Varianten der 2 C 1 Schnellzuglokomotive 1937 – 1972

Die TRIX EXPRESS 2 C 1 Schnellzuglokomotiven wurden in zahlreichen Varianten produziert. Zu den bekannten Varianten gehört die Gleichstrom-Lokomotive mit Permamotor, der Loknummer 01 001 und den schmalen Witte-Windleitblechen (im Bild rechts, Katalognummer 763, 204, 2204). Sie wurde ab 1958 bis in die 1970er Jahre hinein gebaut.

Schon seltener ist die 757, sie basiert auf der 20/57 von 1937 und hat einen Umbau-Permamotor. Diese Lokomotive wurde von 1953 bis 1955 gebaut. Bei den ersten Auslieferungen waren die Treibräder noch nicht vernickelt (siehe Exemplar in der Mitte des Bildes).


Relativ selten ist eine gut erhaltene 20/61 (Nachfolgeversion der 20/57 und 20/59), die nur von 1951 bis 1954 produziert wurde. Viele dieser Lokomotiven sind der Zinkpest zum Opfer gefallen.


Im Jahr 1972 erschienen die Farbvarianten der TRIX EXPRESS-Gleichstrom-01 von 1958 mit großen Windleitblechen sowie grüner oder grauer Lackierung (Katalognummern 2223 und 2224).


Besonders begehrt sind die grauen TRIX-Varianten der bayerischen S 3/6, die nur für das International-Zweileiter-System produziert wurden (Katalognummer 2405).


Station 14: TRIX TWIN RAILWAY – Die englische TRIX-Bahn, 1936-1939 und ab 1949

Die englische TRIX TWIN RAILWAY wurde von Mitgliedern des britischen TTRCA, der TRIX TWIN RAILWAY Collectors’ Association, präsentiert. Die Anlage wurde mit Bakelitgleis aufgebaut und im Wechselstrombetrieb bzw. auf einem Gleiskreis auch mit Gleichstrom gefahren). Zum Einsatz kamen englische Fahrzeuge und englisches Zubehör der TRIX-Sammler-Freunde aus Großbritannien. Die Viaduktbahn und der Nachbau der Central Station wurden aus Berlin zur Verfügung gestellt.


Die Central Station ist ein Nachbau eines Bahnhofsentwurf von Ernest Twinning aus dem Jahr 1936 für das TRIX TWIN-Programm. Es existieren Bauzeichnungen und Bilder von Ausstellungsanlagen mit diesem Bahnhof. Er wurde aber nicht in Serie gebaut, stattdessen wurde das Manyways-Modulsystem entwickelt.


Ein Express-Zug der LNER – mit Vorspann im Wechselstrombetrieb – auch das kann man mit TRIX EXPRESS / TRIX TWIN machen.


Eine schöne “Presentation Box” mit scale Coaches (maßstäblichen Reisezugwagen): ein Zug der Southern Railways mit der 4-4-0 Dover, einem Pullman Coach und zwei grünen Southern Coaches. So hätte die Packung 1939/40 aussehen können, der Beginn des Zweiten Weltkriegs stoppte jedoch die im TTR-Katalog angekündigte Auslieferung. Dieser Zug wurde durch Replika und Repaintings rekonstruiert.


Station 15: Märklin H0-Modellbahn mit besonderem Zubehör, 1953 – 1958

Gert hatte diesmal den Schwerpunkt weniger auf die Märklin-Bahn, sondern mehr auf die fahrenden Ergänzungen gelegt.


Auf dieser Anlage wurden der öffentliche Nahverkehr und der Straßenverkehr mit zeitgenössischen Systemen vorgestellt:
– Stube Schwebebahn von 1956, der Wuppertaler Schwebebahn nachempfunden,
– Eheim Trolleybus von 1956,
– Hamo Straßenbahn von 1956 und
– Schuco Varianto von 1958 mit Akku-Ladestation.



Außerdem fuhr der bei den Kindern sehr beliebte Gummibär-Express auf den Märklin-Gleisen.

Zu dieser Anlage fehlen uns noch ein paar schöne Bilder.


Station 16: Repaintings von TTR-Lokomotiven und Wagen

John Hopkinson (rechts) beobachtet zusammen mit Thomas Benecke interessiert den Fahrbetrieb auf der TTRCA-Anlage.


John Hopkinson zeigte wieder viele interessante Repaintings: entweder zum Auffrischen zerkratzter Lackierungen oder als neue Farbvariante nach realen Vorbildern, die es von TTR nie gab. In Großbritannien gab es recht unterschiedliche Farbgebungen bei den einzelnen Bahngesellschaften und in den Epochen. Wir sehen im Bild oben links eine blaue Pitchley (British Railways ca. 1949 – 1951), rechts oben eine dunkelgrüne Compound (Southern Vorkrieg), darunter zwei hellgrüne Lokomotiven in der Malachite-Lackierung (Southern Nachkrieg), dann zwei kurze Suburban Coaches in der Southern Lackierung (Vorkrieg), eine grün-schwarze Tank Loco in der LNER-Lackierung (Vorkrieg – die folgenden teakholz-farbenen Wagen stammen aus der bekannten TTR-Produktion) und einen Personenzug in der Great Western Lackierung (Vorkrieg).


Station 17: Ersatzteile und Reparatur-Tipps für alte Bahnen

Franz Nowack (im Bild rechts) fertigt Nachgussteile für alte Bahnen von TRIX, Märklin und anderen Marken an und bringt defekte alte Lokomotiven wieder zum Fahren. Auch Neulackierungen kann er vermitteln.


Hier sehen wir einige interessante Gehäusenachgüsse, unter anderem von der Herr Bulli Lok, von der MEB E 18, von der EAW BR 61 und von der Märklin SLR 700.


Eine kleine Fahrzeugauswahl: der Batterie-Triebwagen von TRIX EXPRESS, eine Pacific als US-Version und eine blau lackierte Pacific.


Eine seltene Pacific-Schnellzuglokomotive einer Berliner Firma: die BR 03 von Reppin (ca. 1948/49).


Die ME 101 von PICO Express in der üblichen und in einer weniger üblichen Farbgebung.


Station 18: TRIX EXPRESS – Der Katalog 1955

Auf dieser TRIX EXPRESS-Pappschwellengleisanlage wurden die Fahrzeuge und das Zubehör aus dem Katalogjahr 1955 vorgestellt. Die Lokomotiven hatten bereits weitgehend den neuen Permamotor für Gleichstrombetrieb. Zu den Besonderheiten dieser Phase gehören die schönen Gebäude und Tanklager vom fränkischen Modellbauer Walter Diller, der für TRIX auch die Messeanlagen baute und die für die damalige Zeit sehr detaillierten Signale und Bahnhofslampen von RüCo – Rückert Coburg.


Eine TRIX EXPRESS Pacific in amerikanischer Ausführung vor einem Shell-Tanklager.


Der dreiständige TRIX EXPRESS-Lokschuppen und die Signale und Bahnhofslampen von RüCo.


Station 19: TRIX EXPRESS – Private Modulanlage, 1960er Jahre

Aus einer Berliner Familie stammt diese Modulanlage, die mit vielen selbstgebauten Holzgebäuden und Bahnsteigen in den 1960er Jahren entstand. Die Anlage begann im Kinderzimmer und führte durch das Wohnzimmer und den Flur in die Küche. Dort musste die Mutter die ankommenden Züge mit Keksen und anderen Leckerbissen beladen und wieder zurückschicken. Zur Anlage gehört auch eine interessante Stromversorgung.


Station 20: Tinplate-Bahnen Spur 0 der tschechischen Firma Husch, 1930 – 1940

Relativ unbekannt in Deutschland ist die Tinplate-Spur 0-Bahn der tschechischen Firma Husch, die zwischen 1930 und 1940 produzierte.


Nahaufnahme einer B-Lok der tschechischen Firma Husch.


Hier gab es auch eine Pacific in Spur 0 zu sehen, die einen Uhrwerksantrieb besitzt.


Station 21: Fleischmann Spur 0, 1949 – 1959

Die Fleischmann Spur 0-Bahn wurde nur 10 Jahre produziert, eigentlich war die Zeit der Spur-0-Tinplate-Bahnen nach dem Zweiten Weltkrieg schon vorbei. Sie ist als Zweileiter-Gleichstrom-Bahn konzipiert und verwendet ein Pappschwellenbandgleis, wie es damals auch bei den 00-Bahnen eingeführt wurde.


Zu dieser Anlage fehlen uns noch gute Bilder.


Station 22: Fleischmann Spur H0, ab 1952

Im Jahr 2012 waren zwei weitere Jubiläen zu feiern: Die Nürnberger Firma Fleischmann bestand 125 Jahre und das H0-Programm von Fleischmann wurde vor 60 Jahren eingeführt. Dieser Anlass wurde auf dieser Anlage aufgegriffen.


Auf der Fleischmann-Anlage gab es eine interessante Ausstellung von Wagen mit Fleischmann-Eigenwerbung zu sehen.


Die graue Fleischmann 41er.


Station 23: Thomas, die kleine Lokomotive

Thomas, die kleine Lokomotive, ist eine bei Kindern sehr beliebte Spielbahn, die hier als Zweileiter-Gleichstrombahn von Hornby gezeigt wurde und von den Kindern gesteuert werden durfte. Die Thomas-Bahn basiert auf den Geschichten von Reverend (Pfarrer) Wilbert Vere Awdry.


Die Lokomotiven der Thomas-Bahn bekamen Gesichter, um die unterschiedlichen Charaktere auszudrücken. Dies wurde in den Verfilmungen der Erzählungen aufgegriffen. Inzwischen wurden diese Gesichter sogar auf einigen Lokomotiven von britischen Museumsbahnen montiert.


Die farbenfrohen Lokomotiven sind aber keine Erfindung der Thomas-Geschichten, dies war in Großbritannien tatsächlich üblich.


Station 24: Lehnhardt Straßenbahnen Spur 0

Straßenbahnverkehr in der Stadt und in den Vororten ist das Thema dieser Anlage.


Die Firma Lehnhardt fertigt Tinplate-Fahrzeuge in der klassischen Form für die Spur 0, z.B. die hier vor der Betriebshofhalle stehenden Straßenbahnen.


Station 25: Moderne Antriebsmotoren und Spezialwerkzeuge

Bernd Tauert zeigte Radsatzpressen, Rollenprüfstände und andere Werkzeuge zum Fahrzeugumbau.


Station 27: Tinplatebahn der Spur S aus Stadtilm, 1956 – 1964

Der Betrieb VEB Metallwarenfabrik Stadtilm produzierte von 1956 – 1964 eine Spielzeugeisenbahn in der Spur S. Die Fahrzeuge bestanden meist aus Blech, vereinzelt auch aus Kunststoff.


Kartondeckel einer Zugpackung der Metallwarenfabrik Stadtilm


Station 28: Hornby-Dublo Spur 00 3-rail Gleichstrombahn, 1948 – 1955

Die Hornby-Dublo-Bahn entstand bereits 1938 in England, gewann aber nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend an Bedeutung. Diese Spur 00-Bahn besaß ursprünglich ein Zweileiter-Dreischienen-Gleis (ähnlich wie Märklin) und wurde von Anfang an mit Gleichstrom betrieben. Zu den Besonderheiten gehört eine funktionsfähige Postsack-Station, die von den fahrenden Zügen bedient wird.


Hornby Dublo hatte eine Drehscheibe und mehrere Pacific-Schnellzuglokomotiven im Programm.


Station 29: Elektromechanische Werkstätten L. Herr KG

Als kleine lokale Reminiszenz bot diese Vitrinen-Station einen Produkt-Querschnitt des Berliner Herstellers L(uise) Herr KG.

Bereits vor dem 2. Weltkrieg produzierte die Firma Teile für den Eisenbahnmodellbau und bot Zeichnungen von Lokomotiven und Waggons an. Nachdem die ersten Nachkriegsmodelle noch wesentlich aus Zinkdruckguss bestanden (Dampflok “Loki” oder die ersten Bulli-Versionen), erscheinen in der ersten Hälfte der 1950er Jahre bereits Fahrzeuge aus Polystyrol. Ein echter Klassiker wurde hier die Nachbildung des EMW, der bis Mitte der 1960er Jahre nahezu unverändert produziert wurde. Neben Fahrzeugen hatte Herr ein großes Zubehörsortiment von Telegrafenmasten über Figuren bis zu Verkehrszeichensätzen im Programm. Im Jahr 1959 fertigte Herr mit der E69 das letzte DDR-Großserienmodell, welches für Mittelleiterbetrieb ausgerüstet war. Nachdem Herr die Produktion dieser E-Lok aufgegeben hatte, brachte Piko ein ähnliches Modell auf den Markt.


Dieser offene Güterwagen besitzt ein Schwungrad, mit dem beim Abrollen vom Ablaufberg Energie gespeichert und zum sicheren Einfahren in die Richtungsgleise genutzt wurde. Diese Idee hatte Prof. Dr. Harald Kurz, der an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden lehrte und den Modellbahnern durch sein 1956 erschienenes zweibändiges Standardwerk “Grundlagen der Modellbahntechnik” bekannt sein dürfte. Außerdem besitzt dieser Güterwagen eine besondere von Prof. Dr. Harald Kurz entwickelte Kupplung, die sich aber nicht durchsetzen konnte.


Ein S-Bahnzug von Herr


Station 30: Von den Bergen an die See – mit 2 C 1 von Halle P

Für die 2 C 1-Ausstattung auf Reichbahngleisen waren zu Beginn der 1950er Jahre die Loks der Dresdner Firma Gerhard Schicht zuständig. Zunächst ab 1948 mit der Blech-, ab 1953 mit der Kunststoffversion der Baureihe 03 blieben die Loks lange Zeit die einzigen Großserien-Schnellzugloks für den DDR-Modellbahner. Neben diesen Pacifics liefen auf der mit Hruska-Dreileitergleis ausgestatteten Anlage der Modellsportfreunde aus Berlin und Braunschweig weitere Fahrzeuge von kleineren DDR-Firmen, wie Gützold, Hruska und Herr.


Ganz Piko-frei war die Präsentation dennoch nicht. Versehentlich kamen einige Édition française-Güterwagen, die sich in die Transportverpackungen geschmuggelt hatten, zum Einsatz. Die Koexistenz unter den Modellen war dennoch harmonisch, so dass auch in Zukunft wieder mit derartigen Begegnungen zu rechnen sein wird.


Der Dieseltriebwagen von Hruska, der offenbar vom TRIX EXPRESS 20/58 inspiriert wurde.


Natürlich wurden auch die verschiedenen Gleissortimente der frühen Jahre in Ostdeutschland anschaulich präsentiert.


Gelegentlich mussten der Oberbau justiert und die Schienenoberkanten geputzt werden.



Was sonst noch geschah und Danksagung

Wer so viele historische Modelleisenbahnen gemeinsam ausstellt, möchte dies auch gerne angemessen gemeinsam feiern. Dies geschah am Samstagabend in einem bayerischen Gasthof, der passend zur Jahreszeit Oktoberfestbier vom Hahn ausschenkte. Modellbahnfreunde aus Deutschland, England, Holland und der Schweiz saßen in Berlin gemütlich zusammen und stießen auf den Geburtstag der ersten Tischbahn-Pacific an – Prost.


Einer geht noch !


Die Ausstellung wurde ein großer Erfolg und hat allen Beteiligten und auch den Besuchern – wie uns begeistert bestätigt wurde – viel Freude an den historischen und oft sehr seltenen Bahnen bereitet. Hier ist noch ein sehr wichtiges Bild – ein Bild von den Ausstellern (die meisten dürften auf dem Bild sein), die zum Teil weite Wege nach Berlin zurückgelegt hatten. Die Aussteller und Besucher haben zu diesem Erfolg beigetragen. Und nicht zu vergessen, Veronika und Gerhild und viele andere Helfer. Ohne diese Menschen hätten wir diese drei tollen Tage in Berlin nicht verbringen können. Vielen Dank an alle.

Unser Dank gilt auch der Gustav-Heinemann-Oberschule, deren Modellbahn-Arbeitsgemeinschaft in diesem Jahr das 30. Jubiläum feiert und die uns als Mitveranstalter die Nutzung der Schulräume ermöglichte.

Unser Dank gilt weiterhin dem Modellbahnverein VBBS Weinbergsweg e.V., der in diesem Jahr sogar das 50. Jubiläum feiert und uns seine Schauvitrinen zur Verfügung stellte. Anlässlich des Jubiläums veranstalten unsere Freunde eine Modellbahnausstellung vom Samstag 03.11. – Sonntag 11.11.2012, jeweils von 14:00 – 19:00 Uhr, im Museum Kesselhaus Herzberge, Herbergstraße 79, Haus 29, 10365 Berlin-Lichtenberg. Die Ausstellung kann mit der Straßenbahnlinie M8 (Haltestelle Ev. Krankenhaus Herzberge KEH) erreicht werden.


Die Ausstellung hat erneut gezeigt, dass sehr großes Interesse an den historischen Modellbahnen besteht. Wir planen daher, im Herbst 2013 (voraussichtlich 4. – 6. Oktober 2013) erneut eine ähnliche Ausstellung in dieser Größenordnung in Berlin zu veranstalten.


Weitere Bilder zu dieser Ausstellung gibt es in einer Beitragsfolge im Historischen Modellbahnforum .

Im Historischen Modellbahnforum http://maetrix.xobor.de haben sich viele Modellbahnfreunde zusammengefunden, um sich über die Geschichte und Entwicklung der alten Bahnen auszutauschen.



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