11. TEB-Stammtisch 10.10.2010

Bericht und Bilder Dieter Weißbach


Bevor der Bericht unseres eigentlichen TRIX EXPRESS-Stammtisches beginnt, soll ein wichtiges Element der historischen Berliner Eisenbahnarchitektur vorgestellt werden. Das ausnahmsweise einmal schöne Herbstwetter eignete sich einen Tag vor dem Stammtisch für einen Spaziergang im Berliner Stadtteil Schöneweide.

Die Hartungsche Säule, eine reich verzierte gusseiserne Pendelstütze, war seit 1880 an vielen Berliner Eisenbahnbrücken zu finden. Durch die Sanierung und Modernisierung der Brücken sind die meisten dieser Säulen inzwischen verschwunden. Nur an den nicht mehr befahrenen Brückenträgern der Yorckbrücken und im Gleimtunnel kann man sie heute noch finden. Aus Sicherheitsgründen wurden in den letzten 25 Jahren alle gusseisernen Pendelstützen der befahrenen Brücken durch Stahlstützen ersetzt, weil Gusseisen beim Aufprall schwerer Fahrzeuge brechen kann. Es gibt aber eine Ausnahme.

Die letzte befahrene Brücke mit Hartungschen Säulen befindet sich im Verlauf der S-Bahnstrecke Schöneweide – Oberspree – Spindlersfeld an der Unterführung der Hartriegelstraße. Hier konnten die Hartungschen Säulen erhalten werden, weil die Straße kaum befahren wird und die Pendelstützen durch Schutzplanken ausreichend geschützt werden konnten. Das Bild oben zeigt die Brücke am 9.10.2010. Sie ist vor einigen Jahren saniert worden und hat einen frischen Anstrich erhalten.


Das Bild der beiden Säulen zeigt den kannelierten Säulenschaft und die ehemals reichhaltigen Verzierungen, die allerdings zum Teil verloren gegangen sind. So fehlen insbesondere die Kapitellverblendung.


Das dritte Bild zeigt zum Vergleich das vollständige Kapitell einer Hartungschen Säule. Dieses Bild wurde im Oktober 2008 am S-Bahnhof Baumschulenweg aufgenommen. Dort trugen diese gusseisernen Säulen bis zum Umbau der Bahnhofsanlage noch befahrene Brücken. Vier dieser Säulen wurden beim Neubau der Brücken geborgen und in der neu gestalteten Eingangshalle des S-Bahnhofs montiert. Wer mehr über die Hartungschen Säulen erfahren will, sei auf den Wikipedia-Artikel verwiesen.


Nach diesem Ausflug zur Berliner Eisenbahnarchitektur soll aber über den 11. Berliner TRIX EXPRESS-Stammtisch berichtet werden. Treffpunkt war wieder einmal die Mensa der Gustav-Heinemann-Oberschule. Vielen Dank an Wolfgang Peißker, der uns dies ermöglichte. Auch diesmal gab es auf unserem Stammtisch wieder viele interessante Dinge zu sehen.


Ein erstes Stammtischthema behandelte den Holzbahnhof TRIXSTADT, dem unsere Internetseite ihren Namen verdankt. Kürzlich gab es im Forum alte Modellbahnen eine Diskussion über den weiterhin unbekannten Hersteller dieser Holzgebäude. Für einige Verwirrung sorgte ein Artikel zur TRIX Geschichte in der Zeitschrift Altes Spielzeug, in dem der Originaltext von Garry Lefevre falsch übersetzt wurde.

Es wurde erneut festgestellt, dass diese Holzgebäude zunächst in Deutschland gefertigt und von dort ab Ende 1935 auch nach England geliefert wurden. Der TRIXSTADT-Bahnhof 20/270 und der TRIXSTADT-Mittelbahnsteig 20/271 für die 00-Bahn sind Verkleinerungen von Modellen für das Spur 0-Sortiment von Bassett-Lowke, die von Henry Greenly Anfang der 1930er Jahre nach seinerzeit modernen Vorbildern Londoner Vorortbahnhöfe entworfen wurden. Ursprünglich wurden anstelle der einfachen Bahnhofsnamen Londoner Metro-Symbole verwendet, dies erklärt die ungewöhnliche Form der Namensschilder. Der Lokoschuppen 20/272 und die Güterhalle mit Schiebetüren 20/273 wurden erst 1935 für das deutsche TRIX EXPRESS Programm hinzugefügt. Garry Lefevre geht davon aus, dass die Holzgebäude für den englischen Markt seit Anfang 1936 von der Winteringham-Fabrik in Northampton gefertigt wurden.

Das Bild oben zeigt im Hintergrund den vollständigen deutschen Bahnhof TRIXSTADT (Replika) und im Vordergrund links ein Fragment des englischen Bahnhofs TWIN CITY sowie im Vordergrund rechts ein Fragment des deutschen Bahnhofs TRIXSTADT (beides Originalstücke). Die Fragmente lassen gut die Ursprungsfarbgebung der beiden Modellvarianten erkennen.


Eine Nahaufnahme der beiden Bahnhofsfragmente. Beim deutschen Bahnhof TRIXSTADT (oben) ist die Fensterzeile durch eingesetzte Zwischenwände entstanden, beim englischen Bahnhof TWIN CITY wurden die Fenster von der Rückseite mit einem kleinen Kreissägeblatt ausgeschnitten. Dieses Fertigungsverfahren wurde in England auch bei den späteren Manyways-Gebäuden fortgeführt.


Eine weitere Nahaufnahme von unten auf die Innenseite der Fensterfront zeigt die beiden unterschiedlichen Fertigungsverfahren. Außerdem fallen beim deutschen TRIXSTADT-Bahnhof (im Bild oben) die eingefrästen Nuten zur Aufnahme der Stirnwände auf.

Wir werden das Thema TRIX Holzgebäude weiter verfolgen. Es ist weiterhin nicht bekannt, wer diese Holzgebäude produzierte. Das deutsche TRIX-Werk war es nicht, es muss ein Zulieferer gewesen sein. Zumindest wurde im Rahmen dieser Diskussion herausgefunden, dass die TRIX Holztunnel von der Firma Rodamer gefertigt wurden.

Die Firma Fritz Rodamer war ursprünglich in der Nürnberger Leonhardstraße ansässig, später in der Gartenstraße (beides südlich vom Plärrer). Es war ein kleiner Betrieb (rd. 5 Arbeiter), der vor dem Krieg einfache Tunnels aus Holz und Pappe sowie Schranken zunächst für die großen Spuren und dann in den 1930er Jahren auch für die kleineren Spuren baute. Neben anderen Firmen wurde auch TRIX beliefert.


Ein Besucher unseres Stammtischs brachte einige interessante alte tin plate-Stücke mit, darunter den roten Elektrokarren von Märklin (Spur 0) und den Postkarren 41/34 von Kibri (Spur 1, Baujahr 1938/39). Wer an diesen Stücken Interesse hat, möge sich bei uns melden.


Die Handgriffe des Kibri Postwagens 41/34


Unterseite des Kibri Postwagens 41/34


Gert brachte eine alte und sehr gut erhaltene Zugpackung des englischen Herstellers Hornby Dublo mit.


In der Packung befindet sich ein Güterzug, ein Gleisoval und ein Fahrpult.


Eine typisch englische Dampflokomotive mit innenliegenden Zylindern in der schwarzen Farbgebung der LMS.


Der Horby Dublo Fahrregler verfügt über eine kleine Kurbel, die an alte Straßenbahnen erinnert.


Ein besondere Rarität aus der Sammlung von Gert : die BUB Ausweichbahn von 1938. Im Bild der Kartondeckel mit dem wunderschönen Bild. Die Firma BUB übernahm in den Jahren 1932 / 1934 Werkzeuge aus der Konkursmasse der Firma BING und führte die Spielzeugeisenbahnfertigung mit z.T. kleineren Veränderungen, aber auch mit völlig neuen Produkten fort.


Die BUB-Ausweichbahn besteht aus einem Gleisoval mit Ausweichmöglichkeit und zwei uhrwerksbetrieben Zügen. Ein Hebelgestänge sorgt dafür, dass der zweite Zug erst abfahren kann, wenn der erste Zug in der Ausweichstelle angekommen ist. Theoretisch dürfte es keine Kollisionen geben. Diese Bahn zeigt, wie man Zweizugbetrieb mit einer ausgeklügelten Mechanik erreichen kann.


Die beiden Lokomotiven der BUB-Ausweichbahn. Beide Modelle stammen nicht aus dem BING-Programm. Im Bild ist auch ein Teil der “Zugbeeinflussungs”-Mechanik erkennbar.


Uwe zeigte alte Stücke aus dem Fleischmann-Programm der 1950er Jahre. Hier zunächst der zweiteilige Dieseltriebwagen Kat.-Nr. 1371/1 R (1956-1960).


Ein weiteres schönes Stück ist die Fleischmann Elektrolok E44 Kat.-Nr. 1335 (1952-1960). Die Lok besitzt ein schweres Gussgehäuse und Glühbirnen als Frontbeleuchtung. Ein Hebel auf der hier abgewandten Seite der Lok schaltet die Pantographen an oder ab.


Aus den Jahren um den zweiten Weltkrieg herum tauchen TRIX EXPRESS Schienen auf, die zwar zum Bakelitgleissystem passen, aber nicht aus Bakelit gefertigt wurden. Als Werkstoff wurde Vulkanfiber verwendet. Informationen über diesen Werkstoff kann man im Wikipedia-Artikel Vulkanfiber nachlesen. Es sind bislang nur gerade Gleisstücke 20/1 (volle Gerade) und 20/3 (Viertel-Gerade) in dieser Bauweise bekannt.

Nachtrag vom November 2010: Inzwischen sind auch gebogene Gleisstücke aus Vulkanfiber aufgetaucht.

Hintergrund und Zeitraum dieser Produktionsvariante sind noch nicht ausreichend geklärt. Von einer Sparbauweise kann nicht gesprochen werden, da die volle Gerade sogar eine zusätzliche dritte Klammergruppe in Gleismitte erhalten hat. Außerdem war in den Kriegsjahren und den Jahren kurz vor dem Krieg bzw. nach dem Krieg eher das Buntmetall knapp, während die Grundstoffe für Bakelit verfügbar waren. Vielleicht waren die Produktionskosten ausschlaggebend, Vulkanfiber ist deutlich preiswerter als Bakelit.


Joachim Ehrentraut präsentierte eine interessante Entwicklung zur Steuerung historischer Modelleisenbahnen. Seine Weichenrückmeldung hat sich bereits in tin plate Schienen der Spur 0 bewährt und kann nun auch in die TRIX EXPRESS Bakelit-Weichen eingebaut werden. Die Weichenrückmeldung ist von außen nicht erkennbar und zeigt die Stellung der Weiche am Stellpult an. Bekanntlicherweise haben die alten TRIX EXPRESS-Weichen einen Einspulenantrieb und eine Kulissenmechanik. Die Stellung des Weichenschalters muss nicht zwingend mit der Weichenstellung übereinstimmen.

Joachim Ehrentraut scheibt zu seiner Entwicklung:


Weichensteuerung und –rückmeldung für alte Modellbahnen

Die elektromechanischen Märklin-Weichen für die alte Spur 0 werden mit einem Einzelspulenantrieb geschaltet. Durch die mechanische Antriebssteuerung wird beim Schalten des Elektromagneten die Weiche umgeschaltet.

Mit einer zusätzlichen Elektronikschaltung ist es möglich, die Weichenstellung an einem Schaltpult zu signalisieren. Dazu wird die Weiche mit einer Kontaktierung versehen, die rückbaubar ist, d.h. die Weiche kann wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgebaut werden, ohne das nennenswerte Spuren von der Kontaktierung sichtbar bleiben. Die Kontaktierung selbst ist so unauffällig angebracht, dass sie nicht sichtbar ist und das Gesamtbild der Gleisanlage nicht beeinträchtigt.

Über ein Steuerkabel (max. Länge 25 m) wird die Kontaktierung an die dazugehörige Elektronikschaltung angeschlossen. Diese verfügt über zwei kurzschlussfeste Signalausgänge, die eine Ausgangsspannung zur Signalisierung der Weichenstellung liefern. Damit können wahlweise eine LED oder Kleinstglühlampe zur optischen Anzeige, oder ein Relais für weitere Schaltaufgaben betrieben werden.

Nachdem sich diese Schaltung im rauen Spielbetrieb auf Märklin Spur 0 Anlagen zuverlässig und störungsfrei bewährt hat, kam die Überlegung, ob dieses Prinzip auch auf anderen Gleissystemen anwendbar ist. Dazu wurde eine TRIX EXPRESS Weiche (Bakelitgleis) entsprechend kontaktiert und an die unveränderte Elektronikschaltung angeschlossen. Erwartungsgemäß funktionierte die Weichenrückmeldung genauso sicher wie bei den Märklin-Weichen.


Mit dieser Entwicklung ist es nun möglich, eine zuverlässige Information zur Stellung der alten Weichen zu bekommen und den Fahrbetrieb auf Ausstellungen sicherer durchführen zu können. Wenn jemand Interesse an dieser Weichenrückmeldung hat, kann der Kontakt zu Joachim Ehrentraut gerne hergestellt werden.


Der nächste Stammtisch der TRIX EXPRESS-Freunde Berlin am Samstag 06.11.2010 wird wieder in der Mensa der Gustav-Heinemann-Oberschule stattfinden.


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