TRIX EXPRESS Gleisplan-Schablone


Den Modellbahnfreunden ist Ernst Ganzer meist durch die ERGA Lehrmodelle bekannt, die in den frühen Nachkriegsjahren ab 1947 entstanden. Dies waren Bausätze für Modellbahnfahrzeuge und -gebäude, die aus Ausschneidebögen aus bedrucktem Karton und wenigen Metallteilen bestanden. Weniger bekannt ist, dass Ernst Ganzer ab 1937 auch an der Entwicklung der TRIX EXPRESS Modelleisenbahn beteiligt war. Wer mehr über ihn erfahren möchte, kann sich in unserem Artikel Ernst Ganzer – sein Wirken als Modellbahnpionier 1926 – 1947 informieren.


In den Aufzeichnungen von Ernst Ganzer ist auch ein Hinweis auf eine Gleisplan-Schablone für das TRIX EXPRESS Bakelit-Gleissystem zu finden, die er 1938/39 entwickelte.


Ernst_Ganzer_TRIX-Gleisplan-Schablone_1938

Der Originalentwurf dieser Gleisplan-Schablone konnte tatsächlich noch gefunden werden.


Zusätzlich war dort ein Erläuterungstext zu finden, in dem Ernst Ganzer anschaulich die Schwierigkeiten beim Entwerfen maßstäblicher Gleispläne beschreibt und als Lösung hierfür die Gleisplan-Schablone anbietet. Der auf der Schreibmaschine getippte Text ist mit dem handschriftlichen Vermerk 1940 versehen. Vielleicht war er für eine weitere Ausgabe der Kundenzeitschrift TRIX EXPRESS-Dienst vorgesehen ?

In der letzten Ausgabe des TRIX EXPRESS Dienstes 7 vom Oktober 1940 lag der Schwerpunkt auf der Vorstellung der neuen Super-Automatic-Lokomotive 20/56 (Modell der 1 B 1 Tenderlokomotive der BR 71). Weitere Ausgaben konnten aufgrund der Kriegsereignisse und der Umstellung der TRIX EXPRESS Fertigungsanlagen auf die Rüstungs- und Zulieferteileproduktion nicht mehr erscheinen.


Ernst_Ganzer_TRIX-Gleisplan-Schablone-Text


In jedem Fall ist dieser Textentwurf in der für Ernst Ganzer typischen sehr anschaulichen und werbenden Weise geschrieben und stellt damit auch ein interessantes Zeitdokument dieser Jahre dar. Deshalb geben wir diesen Textentwurf nachfolgend wieder:


Schablone für den Entwurf von TRIX EXPRESS-Anlagen

Bevor wir unsere Schienen und Weichen aus dem Karton nehmen und eine TRIX EXPRESS-Anlage aufbauen, haben wir auf dem Papier mit Bleistift meist unzählige Entwürfe von Anlagenformen ausprobiert, um abwechslungsreiche Linienführungen und immer neue Bahnhofsbilder zu finden. Solche Bleistiftentwürfe sind immer die ersten interessanten Arbeiten aller Modelleisenbahner, ganz gleich, ob sie schon das notwendige Gleismaterial besitzen oder erst die Absicht haben, sich solches anzuschaffen. Auf dem Papier werden vorläufig die kühnsten Pläne entwickelt und Zukunftsträume festgelegt. Viele TRIX-Freunde zeigten uns eigens für Bleistiftentwürfe angelegte Hefte, die alle geplanten, bzw. ausgeführten Anlagenformen enthielten. Sie bestätigten uns, dass schon das Entwerfen von Anlagenformen eine fesselnde Beschäftigung ist, die Phantasie und Geschicklichkeit herausfordert und vielfach vor komplizierte Denkaufgaben stellt.

Nun ist das saubere und maßgerechte Zeichnen durchaus nicht jedermanns Sache. Die meisten schwungvoll entworfenen Anlagen sehen in der Praxis aus Schienen zusammengesetzt ganz anders aus oder sind sogar in manchen Fällen gar nicht auszuführen. Eine große Enttäuschung ist immer die Feststellung, dass hier und dort noch Schienen fehlen, bzw. die Anlage solche Ausmaße einnimmt, dass sie nicht mehr auf den Tisch passt. Aus diesen Gründen ist für das Entwerfen von Anlagenformen die Einhaltung eines bestimmten Maßstabes von Wichtigkeit, da erst aus solchen Zeichnungen genau hervorgeht, wie groß die Anlage in Länge und Breite wird und wie viele gerade und gebogene Schienen tatsächlich benötigt werden.

Um jeden TRIX EXPRESS-Freund die Möglichkeit zu geben, ohne Reißbrett, Zirkel und Transporteur maßstäbliche Bleistiftentwürfe auf das Papier zu bringen, haben wir ein einfaches Hilfsmittel erdacht, dass sich jeder Eisenbahn-Amateur leicht und schnell selbst herstelle kann und mit dem er sofort in der Lage ist, jede noch so komplizierte Anlagenform akkurat und maßstäblich mit dem Bleistift festzulegen. Dieses Hilfsmittel ist eine in der Abbildung in natürlicher Größe wiedergegebene Schablone, die wir aus 1 mm starker grauer Buchbinderpappe genau nach der angegebenen Figur ausschneiden. Alle mit dieser Schablone gezeichneten Gerade, Kreise und Weichen sind dann im Maßstab 1 : 10 dargestellt, was sich erfahrungsgemäß am praktischsten zur Umrechnung der Raumgrößen erwiesen hat. Wir brauchen jetzt nur noch mit dem Bleistift am Rand der Schablone entlangzufahren und die Schablone an den gezeichneten Linien richtig anzusetzen, und wir erhalten in kürzester Zeit eine sehr übersichtliche, maßstäbliche Anlagenzeichnung, aus der wir die Anzahl aller benötigten Schienensorten und die Ausmaße der Gesamtanlage ohne Weiteres ablesen können.

Wir müssen selbstverständlich die Schablone sehr exakt ausschneiden und die Markierungsstriche, die uns die ganzen und Viertel-Geraden, die ganzen und halben Bogen kennzeichnen, genau berechnen und richtig einsetzen, sonst stimmen unsere zukünftigen Entwürfe nicht. Aber die einmalige präzise Ausarbeitung unserer Schablone lohnt sich. Am besten ist, wir übertragen die Figur der Abbildung mit Zirkel und Lineal auf ein Pappstück und zeichnen noch vor dem Ausschneiden die Teilstriche ein. Den Kreis mit dem Durchmesser von 70 mm zerlegen wir in 12 genau gleiche Teile, die wir, um auch die halben Bogenschienen abstecken zu können, noch einmal in der Mitte teilen. Erst nach dem Ausschneiden tragen wir dieselben Teilstriche auch auf der Rückseite ein, denn wir verwenden die Schablone beiderseitig, um auch eine Linksweiche und die andere Gegenkrümmung zeichnen zu können. Wenn unsere Figur genau dieser Abbildung nachkonstruiert wird, enthält unserer Schablone damit alle Längen und vorkommenden Anordnungen von Schienen, und unsere TRIX Freunde werden sehr bald mit Freude feststellen, wie praktisch es sich mit diesem Hilfsmittel arbeiten lässt.

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